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Von der Motivation des Handelns

So wie der Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut und Philosoph Paul Watzlawick immer betonte, dass der Mensch nicht nicht kommunizieren kann, betone ich zusätzlich gern, dass der Mensch nicht nicht handeln kann.

Der Mensch handelt also. Doch aus welcher Motivation heraus kommt es zur Handlung? Was genau führt dazu, dass der Mensch in einer Situation reagiert? Nebenbei bemerkt: Auch eine passive Reaktion ist eine Reaktion.

Oft fängt der Mensch an zu grübeln: Soll ich? Soll ich nicht?… Hinschmeißen? Durchhalten? Ertragen? Annehmen? Stehen bleiben? Die Richtung wechseln? Kämpfen? Das kann auf alles und jedes bezogen sein – beruflich wie privat.

Ich denke, der Schritt zur Handlung ist simpel und nur ein kleiner, wenn ich mir der Motivation bewusst bin, warum und wofür ich auf eine ganz bestimmte Weise eben über den Sachverhalt denke. Die Gefühlsebene ist das Entscheidende. Und die Gefühlsebene steht auch mit der zeitlichen Komponente in Beziehung: Frage ich mich „Warum?“, so ist mein kognitiver Prozess vergangenheitsbezogen. Frage ich mich „Wofür?“, so ist dagegen mein Denken auf Neues und Zukünftiges ausgerichtet. Bin ich aus Angst motiviert etwas zu tun oder eben nicht? Oder bin ich aufgrund von Begeisterung/Liebe motiviert, etwas zu tun oder eben nicht:

  • Ich bleibe in meinem Job, weil ich Angst habe keinen guten neuen Job zu finden.
  • Ich verlasse meinen Partner, mit dem ich mich ständig streite, nicht, weil ich Angst vor dem Alleinsein habe.
  • Ich suche mir einen neuen Job, weil ich endlich das tun will, was mir am Herzen liegt.
  • Ich bleibe bei meinem Partner, weil ich ihn liebe und mit ihm zusammen wachsen und mich entwickeln will, auch wenn es jetzt gerade schwierig ist.

Spricht man die Sätze einmal laut aus, werden die Unterschiede evtl. noch deutlicher. Da schwingt jeweils etwas anderes mit.

Wenn wir also vor Entscheidungen stehen, dann kann es hilfreich sein, sich zu fragen, wie die eigene Motivation lautet: Würde ich mich aus Angst oder Begeisterung entscheiden? Was genau macht mir Angst? Was genau begeistert mich?

Wenn Angst unser Antrieb ist, stellen wir in der Rückschau oft fest, dass die Entscheidungen vielleicht nicht ganz so gut waren. Möglicherweise fühlen sich diese Entscheidungen an wie faule Kompromisse. Natürlich kann etwas schief gehen, wenn wir aus Begeisterung eine Sache wählen. Das will ich gar nicht von der Hand weisen. Begeisterung schützt nicht davor, dass etwas nicht klappt. Doch dann haben wir immerhin eine wertvolle Erfahrung gemacht!

Es existiert nämlich ein wichtiger Unterschied zwischen der Entscheidung aus Angst und der Entscheidung aus Begeisterung: Entscheide ich aus Angst, bin ich in meinen Begrenzungen gefangen. Ich mache mich eng, bin in einer Vermeidungshaltung und nicht offen für Neues. Ich entscheide mich für das berühmt-berüchtigte „kleinere Übel“. Steigert sich mit dem kleineren Übel meine Lebensqualität? Wenn ich die Wahl von vornherein als Übel identifiziere und damit auch bewerte, ist das sicherlich nicht der Fall.

Entscheide ich mich dagegen aus Begeisterung und Liebe für eine Sache, so bin ich offen für neue Wege und Möglichkeiten – Wege und Möglichkeiten, die mich glücklich machen, da ich ja begeistert bin. Und damit steigt unweigerlich meine Lebensqualität. Bitte nicht falsch verstehen: Es geht nicht darum, kopflos ins Risiko zu gehen. Auch bei der Entscheidung aus Begeisterung findet eine entsprechende Abwägung statt.

Wie es am Ende wirklich ausgeht, kann niemand im Voraus wissen. Doch ich kann dafür sorgen, dass auf meinem Weg die Lebensqualität optimal hoch ist. Und genau darauf kommt es an. Die Lebensqualität steigt, wenn ich Erfahrungen mache, wenn ich beweglich bin (auch im übertragenen Sinne), wenn ich meine Komfortzone verlasse und mich auf das Finden von neuen Wegen einlasse. Kein Mensch kann einen Schritt ins Unbekannte machen und zugleich wissen, was ihn erwartet. Er kann aber von einer Idee, die er zuvor genau betrachtet hat, begeistert sein. Darauf kommt es an.