Yoga in Verbindung mit Sport
Hier spreche ich bewusst nicht „Yoga in Verbindung mit anderem Sport“, da für mich persönlich Yoga kein Sport, sondern ein Lebensweg ist. Dennoch legt dieser Artikel seinen Schwerpunkt auf den Körper und die Körperübungen in Verbindung mit Atemübungen und Konzentration. Vielen Sportlern ist heutzutage bekannt, dass der Sport, für den sie sich begeistern, auch einen Ausgleich braucht, damit die beanspruchten Muskelpartien auch wieder entspannt werden. Hier ist es vollkommen egal, welche Sportart wir betrachten. Die deutsche Fußballnationalmannschaft macht es vor: Sie hat ihren eigenen Yogalehrer, um eine größere mentale und geistige Fitness zu erreichen. Als Beispiel für das Zusammenwirken von Yoga und Sport habe ich mir drei, unter Freizeitsportlern derzeit sehr beliebte Sportarten einmal näher angesehen und zusammengestellt, was Yoga Positives bewirken kann:
Yoga und Klettern
Klettern ist ein Ganzkörpertraining, dennoch gibt es Muskelgruppen, die besonders stark beansprucht werden. Hierzu zählen die Muskeln der folgenden Bereiche:
- Hand
- Oberarme
- Schultergürtel
- Bauch
- Hüfte (Hüftbeuger)
- Beine
Die Folge von unbeanspruchten und stark beanspruchten Muskeln ist ein Ungleichgewicht, das langfristig nicht gesund ist. Gerade stark beanspruchte Muskeln neigen leider zu deutlichen Verkürzungen. Deshalb ist Ausgleich das A und O! Hier kann Yoga eine besondere Rolle spielen: Durch das bewusste Dehnen der Muskulatur werden überbeanspruchte Bereiche wieder gelockert und entspannt. Gerade für die Bereiche Hüftbeuger und Beinrückseiten existieren sehr schöne Yogaübungen, welche die tiefen Muskelstrukturen ansprechen. Insgesamt erlangt der Körper durch regelmäßiges Yoga mehr Flexibilität und Beweglichkeit bei gleichzeitigem Kraftaufbau in Bereichen, die durch übliches Krafttraining oftmals nicht in dem Maße angesprochen werden können. Das weite Feld der Atemübungen kann die Lungen des Kletterers auf die erhöhten Anforderungen in der Wand vorbereiten. Nachweislich erhöht sich die Lungenkapazität durch regelmäßiges Üben von Atemübungen.
Klettern fordert darüber hinaus nicht nur den Körper, sondern auch die Wahrnehmungsfähigkeit, die persönliche Selbsteinschätzung, das Konzentrationsvermögen, den eigenen Willen sowie die Reaktionsfähigkeit und den Gleichgewichtssinn des Kletterers. Hier können auch die Bereiche des Yoga helfen, die über die reinen Körperhaltungen hinausgehen: Yoga bereitet dem Übenden den Weg zum bewussteren Sehen und steigert damit die Selbsteinschätzung und die Wahrnehmungsfähigkeit. Achtsamkeitsübungen und Konzentrationsübungen sind hierfür sinnvoll. Auch die Meditation, eine Weiterführung der Konzentration, kann diesen Prozess unterstützen. Gleichgewichtsübungen, wie z.B. der Baum, können auf körperlicher Ebene das Gleichgewicht schulen. Übungsabfolgen, also mehrere hintereinander geschaltete Yogaübungen, die oftmals auch fließend ineinander übergehen, verbessern die Reaktionsfähigkeit des Übenden.
Yoga und Golf
Es gab Zeiten, da habe ich selbst behauptet, das Golf kein Sport ist – bis ich es selbst ausprobiert habe und vom Gegenteil überzeugt wurde! Golf fordert den Körper ungemein, z.B. durch die Hebelwirkung beim Abschlag. Die Fliehkräfte, die auf die Arme wirken, sind nicht zu unterschätzen. Ich bin geneigt, zu behaupten, dass Golf ein Ganzkörpertraining ist, wobei sehr stark der gesamte Oberkörper und insbesondere der Arm-Schulter-Bereich angesprochen werden.
Im Detail werden die folgenden Muskeln und Gelenke beansprucht:
- Schultern
- Brust
- Bauchmuskulatur
- Arme, Ellenbogen
- Hände, Handgelenke
- Rücken
- Adduktoren
- Knie
- Schien- und Wadenbeine
- Füße
Auch hier gilt es wie beim Klettern, für einen Ausgleich für die überbeanspruchten Muskeln und Gelenke zu sorgen, damit der Körper im Gleichgewicht bleibt. Yoga kann diese Aufgabe übernehmen, verkürzte Muskeln entspannen und dehnen sowie insgesamt das Körperbewusstsein und die Flexibilität des Körpers verbessern. Interessant sind hier alle Yogaübungen, welche die Muskulatur rund um die gesamte Wirbelsäule einerseits und den Bauch andererseits ansprechen, um das Körperzentrum zu stabilisieren, und die das Zusammenspiel von Muskeln und Gelenken in den Armen optimieren. Darüber hinaus ist es wichtig, in den Beinen und der Hüfte ein stabiles Fundament aufzubauen für den Abschlag. Yogaübungen, die die Tiefenmuskulatur der Beine und Hüfte ansprechen, sind hierfür geeignet.
Nicht zu vernachlässigen ist die geistige Komponente des Golfs: Konzentration, um eine gute Augen-Ball-Kontrolle zu erreichen, ist in diesem Sport essentiell. Im Yoga kann man dies gezielt schulen mit entsprechenden Achtsamkeitsübungen und Meditationen, bei denen die Konzentration auf ein Objekt, beispielsweise den Atem, im Mittelpunkt der Übung steht.
Yoga und Laufen bzw. Joggen
Yoga und Laufen – gegensätzlicher geht es kaum, jedenfalls auf den ersten Blick. Für den Außenstehenden ist das eine Sinnbild für Entspannung und das andere Sinnbild für Anstrengung. Wer in beiden Welten bereits Erfahrungen gesammelt hat, der weiß, dass Laufen auch entspannend und Yoga auch anstrengend sein kann. Ich füge hier hinzu: Yoga und Laufen ergänzen sich ganz wunderbar. Die beim Laufen beanspruchten und manchmal auch überlasteten Muskeln der Beine, insbesondere die der Beinrückseiten, werden durch Yogaübungen entspannt und gedehnt. Die beim Laufen vernachlässigten Muskeln des Schulterbereichs können im Yoga gezielt angesprochen werden, um insgesamt einen körperlichen Ausgleich zu erreichen. Der Yoga Übende profitiert durch das Laufen sogar. Denn die Kondition verbessert sich, sodass auch dynamische Übungsabfolgen geübt werden können, ohne dass gleich der Puls rast. Yogische Atemübungen wiederum unterstützen das Laufen, das Atemvolumen steigert sich und der Atemfluss wird nachweislich ruhiger mit der Zeit. Und tatsächlich kann auch die Tiefenentspannung beim Yoga hilfreich für den Läufer sein, denn durch die Entspannung werden Selbstheilungskräfte mobilisiert, sodass kleinste Muskelfaserrisse, die Muskelkater verursachen können, schneller abheilen. Darüber hinaus wird in der Entspannung der Abbau von Muskelkater bedingender Milchsäure beschleunigt. Selbst die kleinsten Übungen im Yoga können bereits einen positiven Einfluss auf das Laufen haben: So trainiert die einfache Berg-Haltung z.B. die Aufrichtung des gesamten Muskel- und Skelettapparates und fördert die Körpersymmetrie, sodass Fehlhaltungen ausgeglichen werden, die zu Schmerzen beim Laufen führen können. Auch spielt die mentale Komponente, die man durch Yoga schulen kann, beim Laufen eine Rolle – besonders dann, wenn man längere Strecken läuft. Jeder Langstreckenläufer kennt den Moment, an dem der Körper erschöpft, weil der Stoffwechsel keine Energie mehr aus dem Blutzucker ziehen kann und der Körper auf die Fettreserven zugreifen muss. In diesem Moment ist die geistige Kraft, die den Läufer anspornt weiterzulaufen, von großer Bedeutung. Meditation und Konzentrationsübungen können helfen, diese mentale Stärke zu erreichen.
Fazit
Nahezu jeder Sport kann von Yoga profitieren und es ist dabei gar nicht erforderlich, sich den philosophischen Aspekten zu widmen. Eine Erkenntnis erlangt man durch eigene Erfahrung. Hier spielt es keine Rolle, ob der Sportler sich einer Yogagruppe anschließen will oder lieber individuell auf seine Bedürfnisse zugeschnittene Übungen im Einzelunterricht kennenlernen möchte. Das Entscheidende ist: Ausprobieren!