Die diesjährige Tagung der Milton-Erikson-Gesellschaft für klinische Hypnose stand unter einem gewichtigen Thema (Trauma und Konflikte), das vielfältig in Vorträgen und Workshops aufgegriffen und interpretiert wurde. Neben dem Blick auf (gesellschafts-) politische Aspekte stand natürlich der Blick auf das Bearbeiten der seelischen Herausforderung eines Traumas, einer posttraumatischen Belastungsstörung oder eines Konflikts im Fokus. Trotz der Schwere des Themas fand die Leichtigkeit immer ihren Weg – so zum Beispiel sehr schön im Vortrag von Ibrahim Özkan
(leitender psychologischer Psychotherapeut der Institutsambulanz des Fachklinikums Göttingen), der seine Migration von Sindelfingen nach Göttingen äußerst humorvoll und feingeistig aufgegriffen hat.

Was nehme ich mit vom Kongress für meine Arbeit mit Ihnen:

Ein Trauma ist und bleibt ein vielschichtiges Geschehen, dessen Weitergabe auf Folgegenerationen nicht unterschätzt werden sollte, es Julia Cremasco auf der MEG-Tagung 2017verankert sich im Handeln und in erster Linie eben auch im Körper. Unser in der heutigen Zeit intensiv vertretener Kognitivismus vergisst leider häufig den Körper und die Tatsache, dass wir in affektiven Strukturen wachsen (Zitat Ellert Nijenhuis). Gunther Schmidt brachte es provozierend-humorvoll auf den Punkt: „Unsere Großhirnrinde ist draufgespachtelte Luxusmasse.“ Die Veränderung tiefliegender Prozesse kann nicht über den Verstand erfolgen. Wir brauchen Begeisterung, wir müssen in jeglicher Hinsicht spüren, dass etwas Anderes besser ist, ja sich besser anfühlt, als das Vorhandene. Dann ist Entwicklung möglich

Nerven – Meridiane – Emotionen

Hochgradig interessant waren auch die Hinweise im Workshop von Michael Bohne: Im Heimatland der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM) wurden von Chinesen Experimente mit Akupunktur durchgeführt, die darauf hinweisen, dass das Nervensystem ausschlaggebend ist für die Wirksamkeit dieser Behandlungsmethode – das Nervensystem (!) und eben nicht ein bis heute nicht nachweisbares Meridiansystem, das den menschlichen Körper durchziehen soll. Möglicherweise sind wir bei aller Komplexität unseres Organismus ja doch einfacher konstruiert als vermutet. Und wenn es so ist, dann ist damit auch noch lange nicht die Wirkung von bestimmten Heilmethoden in Frage zu stellen. Ganz im Gegenteil! Dr. Kai Fritsche im Vortrag - Trauma und Konflikte - MEG-Tagung 2017Denn nachgewiesenermaßen steht unser Nervensystem mit unserer emotionalen Struktur in direkter Verbindung. Tatsächlich gefällt mir die Idee sehr, die Verbindungen der vorhandenen Systeme (Muskulatur, Nervensystem, Emotionsspektrum) immer mehr zu durchdringen – anstatt mit Vorstellungen zu arbeiten, die Aspekte jenseits des „Be-Greifbaren“ liegen. Denn augenscheinlich bieten allein schon die vorhandenen Systeme ein enormes Potential an Wirkmöglichkeiten.

Trauma & Co. – was tun?

Und so bleibe ich der Devise in meiner Arbeit treu: Reden allein reicht nicht, wenn wirklich-wirklich etwas erreicht werden soll. Den und manchmal auf ein wenig Jammern ist ein guter Anfang. Wer tiefe Veränderungsprozesse anstrebt, benötigt den vollständigen Einsatz des eigenen Körpersystems. Und auch Sie sollten sich dies bereits zu Herzen nehmen, wenn Sie sich im besten Willen zur Selbsthilfe mit Ratgeberliteratur ausstatten: Über das Wort nähren Sie Ihren Geist, nicht mehr und nicht weniger. Veränderungsprozesse bedürfen in der Regel dieser anderen Vorgehensweise, damit sie nachhaltig funktionieren.
… und neben den zum Teil ja durchaus auch humorvollen, offiziellen Inhalten ergaben sich auch am Rande einige ungewollte, humorige Momente – zum Beispiel als ich dieses Trends in den Workshops gewahr wurde: