
Überzeugung
Soll das nun heißen, dass ich auf einmal alles Vegane ablehne? Vielleicht sogar die vegetarische Ernährungsweise? Nein, natürlich nicht. Ich lebe seit 1992 vegetarisch und experimentiere seit einigen Jahren auch sehr gern mit veganen Rezepten. Das wird sich so schnell nicht ändern. Und ich ernähre mich auf diese Weise, nicht weil ich andere von etwas überzeugen will oder einer Mode hinterherrennen will. Ich lebe so, weil ich davon überzeugt bin – gesundheitliche wie ethische Aspekte haben mich bewusst zu genau dieser Ernährungsweise geführt. Zu meiner Überzeugung gehört allerdings auch, dass ab und zu ein weichgekochtes Bio-Frühstücksei oder im Winter Muscheln im Weinsud einfach lecker sind! Neben Gesundheit und Ethik ist Genuss ein wichtiges Thema für mich. Und auch wenn ich Laktose nur schlecht vertrage, so genieße ich gern mal ein Stückchen Käse. Daheim habe ich im Kaffee meist „Pflanzenmilch“ (weil ich sie mag und der Milchschaum unschlagbar ist) – im Café geht meine Welt nicht unter, wenn es keine „Bio-Sojamilch mit Calciumzusatz“ gibt und ich in dem Moment nur Kuhmilch bekomme. Wir Menschen sind mit dem Gebiss eines Allesfressers ausgestattet. Die Natur hat es so eingerichtet, dass wir tierische Produkte verzehren können und mittlerweile sind die Wissenschaftler soweit zu sagen, dass wir nicht da wären, wo wir heute sind, wenn der Mensch in der Geschichte seiner Entwicklung kein Fleisch gegessen hätte. Nur durch den Fleischkonsum konnte sich das menschliche Gehirn auf die heutige Größe entwickeln. Aktuell können wir viel bewusster mit der Nahrung umgehen als unser Vorfahr. Wir leben in den westlichen Industrieländern im Überfluss. Alles Erdenkliche kann ganzjährig konsumiert werden. Entscheiden wir uns für eine Ernährung frei von tierischen Produkten, so können wir – bei ärztlich abgeklärtem Bedarf! – substituieren mit Vitaminprodukten. Das A und O all dessen ist: Was mag ich, was tut mir gut, was ist mir ein Genuss und was entspricht meinen ethischen Vorstellungen? Unser Vorfahr hatte nicht diesen Handlungsspielraum.Und genau hier fiel eben das entscheidende Wort: GENUSS.
Nahrungsaufnahme ist zwar etwas Notwendiges, aber nichts Mechanisches. Essen und Trinken sind sowohl Grundbedürfnisse als auch Genussmomente – die Freude bereiten dürfen. Der gesamte Prozess der Nahrungszubereitung darf spielerisch, kreativ sein und Spaß bringen. Ich bin es leid, im Familien- oder Freundeskreis Menschen zu erleben, die mit Argusaugen beim gemeinsamen Essen jeglicher Art mich, die ernannte Expertin, dabei beobachten, was ich esse, um es dann ohne nachzudenken einfach nachzumachen. Warum ich es leid bin? Weil neben Kreativität und Genuss auch eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema Nahrung erfolgen sollte. Ich kann es gar nicht genug betonen: Bewusste Ernährung – das ist mein Anliegen. Renn NICHT wie ein willenloses, hirnbefreites Opferlamm dem Priester hinterher, sollte die Devise sein. Sei nicht das Opferlamm – ich sehe mich nicht als Priester.Du darfst!
Ich finde es schlimm, wenn mich Menschen fragen „Ja, was DARFST du denn überhaupt essen – wenn du vegetarisch oder vegan lebst mit Laktoseintoleranz und Histaminintoleranz und all den Lebensmittelallergien?!“ Gern antworte ich dann: „Ich darf ALLES essen.“ Ich hasse es, wenn in Verbotskategorien gedacht wird. Alles Spielerische und Kreative geht automatisch vor die Hunde.Also, los.
Zurück zum Eigentlichen, zurück zur bewussten Ernährung, die Genuss beinhaltet und die ganz individuell zu meinem Leben und meiner Gesundheit passt. Das ist etwas Urmenschliches und Urnatürliches. Es gilt, den Zugang genau dazu wiederzufinden, und zwar genau jetzt. Ab jetzt, ab dem Moment, wo Sie dies lesen. Machen Sie sich selbst zum Experiment, setzen Sie Ihre fünf Sinne ein, lassen Sie sich auf das ein, was Sie verzehren wollen, und hören Sie auf Ihren Körper, der Ihnen klare Rückmeldung gibt, ob das Verzehrte für Sie gut war oder nicht.
Bewusster Genuss
Wenn ich auf meiner Ernährungswebseite Rezepte präsentiere, dann mit dem Ziel alle Interessierten, alle Leser – Sie! – zum Experimentieren anzuregen, zum Ausprobieren neuer Geschmackserlebnisse, ja zum Spielen mit dem Essen. (Jaja, „mit dem Essen spielt man nicht“ – Sie wissen genau, was ich meine.) Mein Ziel ist es, Sie dazu anzuregen, Zugang zu Ihremeigenen genussvollen und bewussten Ernährungsweg zu finden und dieser ist dann oftmals automatisch gesund! Es ist in dem Zusammenhang faszinierend, dass sogar Kinder in einem Experiment freiwillig zu frischem Obst und Gemüse gegriffen haben anstatt zu industriell gefertigten Süßigkeiten – und Kinder haben in der Regel noch keine Ahnung von Kohlenhydraten, Kalorien u.ä.