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Angst – was willst du von mir?

Inga flucht über ihre ständige Angst und Besorgnis über kleinste Alltagsthemen. Sandra hat Angst vor Tunneln und Höhe. Boris kann vor lauter Versagensangst in Gruppensituationen keinen klaren Kopf bewahren.

Und du? Wann hattest du das letzte Mal Angst? Wie stark war das Gefühl? Um was ging es genau, sodass du Angst gespürt hast? Ich habe auch gerade mal für mich nachgedacht. Es ist noch gar nicht lange her und ohne ins Detail zu gehen, kann ich doch sagen, dass es ein für mich existentielles Thema war. Da stand auf einmal eine Option im Raum, eine Möglichkeit der Lebensentwicklung, die mir so gar nicht gefiel. Die Tatsache, dass diese Möglichkeit real werden könnte, machte mir Angst.

Du siehst: Du bist nicht allein mit deiner Angst.

Die Ängste der Deutschen

Ein großer Versicherungskonzern aktualisiert regelmäßig die hauseigene Angst-Studie (externer Link: R+V-Studie). Insgesamt ist das Angstniveau gerade in Deutschland auffallend hoch.

Wovor fürchten sich die Menschen?

Verschlechterung der Wirtschaftslage

Arbeitsplatzverlust

politischer Extremismus

zum Pflegefall zu werden im Alter

Angst vor Schadstoffen in Lebensmitteln

Terrorismus

Spannungen durch Flüchtlingszuwanderung

Spannungen durch Flüchtlingszuwanderung

Klimakrise

So weit – so bemerkenswert. Mit meiner Angst, die ich eingangs erwähnt habe, hat das alles nichts zu tun.

Ist meine Angst damit unbedeutend? Oder die von Inga, Sandra oder Boris? Und wo kommt nur all die Angst her?

Bildquelle: R+V-Infocenter

Warum haben wir Angst? Wozu ist Angst gut?

Das Gefühl ist ein Schutzmechanismus. Wir brauchen Angst! Sie sorgt dafür, dass wir lebensbedrohliche Risiken meiden. Es klingt vielleicht schräg, aber im Grunde sorgt die Angst für den Arterhalt. Das galt natürlich insbesondere für unsere Urururahnen. Die waren darauf angewiesen, dass sie sehr aufmerksam in Sachen Bedrohungen waren. Nur wer sich rechtzeitig vor

  • einem Unwetter,
  • einem feindlichen Stamm,
  • gefährlichen Tieren

in Sicherheit brachte, hat überlebt. Leichtfertigkeit endetet dagegen eher tödlich. Diese Fähigkeit, in besonderem Maße auf Bedrohungen zu achten, tragen wir heute immer noch in uns. Oder anders gesagt: So ein klitzekleiner Neadertaler ist immer noch in uns. 

Und heute? Der Unterschied macht´s

Doch gibt es auch einen großen Unterschied zwischen unseren Urururahnen und uns heute. Die massiven lebensbedrohlichen Situationen, denen unsere Vorfahren immer wieder ausgesetzt waren, existieren in der heutigen Zeit und in der derzeitigen Lebenslage in unserem Land nicht mehr. Und auch wenn die Angst vor Terrorismus momentan Platz 1 der Angstrangliste besetzt, so leben wir tendenziell sehr sicher.

Die ständigen, gefährlichen Lebensumstände, denen unsere Vorfahren ausgesetzt waren, erleben wir hier heute zum Glück nicht. Ich weiß, dass das in anderen Regionen der Erde leider ganz anders ist.

Wenn ich jetzt erneut auf die oben erwähnten Angstthemen von Inga, Sandra, Boris und mir schaue, so sind auch diese nicht lebensbedrohend. Und trotzdem ist das Gefühl so, so stark.

Angst - ein oft lähmendes Gefühl

Wo kommt sie her, diese Angst

Wir leben in dem Luxus, dass wir uns nicht permanent in einer real bedrohlichen Lage befinden. Und dennoch ist sie da – die Angst.

Die Medien sind nicht unschuldig an dieser Tatsache. Sie schüren unsere tief in uns verankerten Angstmechanismen. Dramatik bringt leider Quote.

Epigenetik: Wie die Angst in die Gene „gebrannt“ wird

Darüber hinaus sollten wir auch unsere Historie und die Prägungen unserer Eltern und Großeltern nicht übersehen. Die Weltkriege im 20. Jahrhundert haben sehr viele Menschen traumatisiert, was jedoch nie behandelt wurde. Schweigen war das Motto und so wurden Traumatisierungen und posttraumatische Belastungsstörungen über die Generationen weitergegeben. Es ist erwiesen, dass Emotionen – also auch Ängste – genetisch in die Folgegeneration weitergegeben werden.

Und so sind wir Meister darin, Angst zu haben. Im Großen wie im Kleinen. Und ich will gar nicht das Gefühl Angst schlecht reden. Wie gesagt, es ist wichtig und hat seine Daseinsberechtigung. Aber – und ich hoffe, du erwartest dieses „Aber“ – unsere heute weit verbreitet diffuse Angst vor nicht real bestehenden Bedrohungen kann uns blockieren und zu Vermeidungsverhalten führen. Dessen sollten wir uns unbedingt bewusst sein.

Angst lässt erstarren

Ängstlich alles zu vermeiden, was gefährlich werden könnte, sorgt im Extremfall für quasi Erstarrung. Wir können uns nicht schützen vor allen Eventualitäten, auch wenn Versicherungen versuchen, uns dies einzureden.

Alles zu meiden, Rückzug in den verschiedenen Kontexten des Lebens, macht uns unlebendig. Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um. Ja, der kommt um – vor lauter Langeweile. Wir Menschen brauchen Impulse in unserem Leben, wir können uns nur entwickeln, wenn wir immer wieder neue Erfahrungen machen, aus denen wir Erkenntnisse ziehen. Ein kluger Mensch sagte mal: Das Altern setzt ein, wenn ich aufhöre neugierig zu sein.

Du leidest unter Ängsten und suchst einen Therapieplatz?

In meiner Privatpraxis gibt es keine Wartezeiten, in der Regel bekomst du innerhalb von 14 Tagen einen Termin. Melde dich gern!

„Wo die Angst ist, da geht´ s lang.“

Natürlich kann ich die Sorgen verstehen, die wir zum Beispiel wegen des Terrorismus in der Welt spüren. Und der Terror lebt ja auch davon, so wenig greifbar zu sein. Dieses Diffuse, nicht Greifbare schürt das ungute Gefühl. Doch genauso wie unser Vorfahr können wir uns nicht entziehen, wenn wir die Lebendigkeit des Lebens in all seinen Facetten weiter genießen wollen. Wir können nicht wissen, wann wirklich was passiert.

Wir können lediglich die Sorge und die Befürchtung als genau jenes enttarnen und beides immer wieder als nicht den Tatsachen entsprechend erkennen (sofern dies in dem jeweiligen Moment der Realität entspricht). Pema Chödrön macht den Vorschlag: „Da wo die Angst ist, da geht´s lang.“ Dies ist ein Aufruf, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen.

Das Angst-Monster in mir bändigen

Du kannst lernen, ein übergroßes Angstmonster in dir zu bändigen. Denn du hast immer die freie Wahl, auch wenn dir diese Wahlfreiheit manch nicht präsent ist:

  • Will ich mich von meinen Ängsten beherrschen lassen?
  • Will ich das wirklich?

Wenn dem so ist – okay! Dann ist alles super und kann so bleiben. Wenn du jedoch feststellst, dass du dich nicht von deinem Angstgefühl beherrschen lassen willst, sondern Chef:in im eigenen Inneren sein willst, dann gilt es einen guten Umgang mit dem Angstmonster zu finden.

Einen Umgang, der nicht ein Wegstoßen oder Verjagen des Angst-Ungetüms bedeutet. Nein, dieses Viech gehört zu dir, du wirste es nicht komplett los. Es hat seine Daseinsberechtigung.

Aber was es nicht darf: Dich beherrschen. Sieh dein Angstmonster wie ein Haustier, wie einen Hund. Darf dein Hund dich beherrschen? Eher nicht, oder? Du bestimmst, was dein Hund darf. Genauso kannst du es mit deiner Angst handhaben.

Mit meiner eingangs beschrieben Angst ist es ähnlich. Die befürchtete Möglichkeit steht nach wie vor im Raum. Sie ist Teil des „bunten Optionen-Blumenstraußes“, den das Leben mir derzeit bietet. Ich habe die Wahl: Ich kann mich auf das worst-case-Szenario einschießen und mir großen inneren Stress machen, obwohl ja noch gar nichts tatsächlich eingetreten ist. Und mir sollte klar sein, dass dieses Vorgehen

  • reichlich Kraft kostet,
  • mein Immunsystem schwächt,
  • ich insgesamt weniger leistungsfähig bin,

wenn ich mich diesem Denken hingebe.

Achtsamkeit hilft.

Oder aber ich kann von Moment zu Moment schauen, welche Situation eintritt, was ich aktiv verändern und wie ich entsprechend meiner Vorstellungen handeln kann. Natürlich versucht die Angst immer mal wieder Raum zu gewinnen. Doch ist es an mir zu erkennen, dass ich mehr bin.

Achtsamkeitspraxis kann mir dabei helfen, im Moment zu bleiben, um genau – und zwar ganz genau – zu spüren, „was jetzt ist“. Mit allen mir zur Verfügung stehenden Sinneskanälen kann ich wahrnehmen, wie dieser Moment für mich ausgestaltet ist.

Du fragst dich vielleicht: Das soll reichen? So simpel? Ja genau, so simpel und zugleich so herausfordernd. Dazu existieren bereits zahlreiche Studienergebnisse. Ein besseres Gefühl wird nicht sofort aufkommen, dafür ist das Angstgefühl und die Gewohnheit, Angst zuzulassen, in vielen Fällen doch sehr ausgeprägt und präsent. Aber nachweislich kann durch passende Übungen eine übermächtige Angst reduziert werden zu Gunsten von mehr Gelassenheit.

Es funktioniert. Du willst wissen wie? Die erste und simpelste Übung lautet: Fokussiere dich auf deinen Ausatem. Immer wieder. Dabei kannst du gern die Hände auf dem Bauch platzieren, sodass du spürst, wie die Bauchdecke mit jedem Ausatem sinkt. Probier es aus, und zwar täglich. Mehrfach.

 

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