Die narzisstisch gestörte Beziehung
Von der verzweifelten Suche nach Selbstwert und Grenzen
Teil 1 der Reihe
Einleitung
Eine narzisstische Beziehung ist oft geprägt von einer unausgeglichenen Dynamik, in der die Bedürfnisse und Wünsche der Beteiligten keine ausgeglichene und gleichwertige Balance zueinander finden. Diese Art von Beziehung kann emotional belastend sein, da das Selbstwertgefühl der Partner*innen nicht auf gesunde Weise gestärkt wird, sondern meist durch destruktive Mechanismen wie Manipulation oder übermäßige Kontrolle.
Narzissmus ist ein Begriff, der in der modernen Psychologie oft verwendet wird, um ein Verhalten zu beschreiben, das von
- Selbstverliebtheit,
- Egozentrik und
- einem Mangel an Empathie
geprägt ist. Aber was bedeutet es wirklich, in einer narzisstischen Beziehung zu sein? Welche Dynamiken spielen eine Rolle, und welche Auswirkungen hat das auf die beteiligten Personen? Darum soll es hier gehen.
In diesem Beitrag will ich dich für die narzisstisch gestörte Beziehung sensiblisieren und dir Tipps an die Hand geben, wie diese Störung aufgelöst werden kann. Lass uns als erstes klären, was eine narzisstische Beziehung überhaupt ist und welche Dynamiken typisch für sie sind.
Narzisstische Beziehung
Was ist eine narzisstische Beziehung?
Eine narzisstische Beziehung zwischen zwei Personen ist geprägt von einem Ungleichgewicht an Macht, bei dem die eine Person die Kontrolle übernimmt und die andere manipuliert. Die narzisstische Person neigt dazu, die Beziehung zu dominieren, während die andere oft emotional ausgebeutet wird.
Diese dominante Person weist ein stark überhöhtes Selbstwertgefühl auf, welches von außen permanent gespeist werden muss, und zeigt wenig bis gar keine Empathie. Der narzisstische Mensch erwartet Bewunderung und Bestätigung, während er gleichzeitig die Emotionen und Bedürfnisse seines Partners bzw. seiner Partnerin ignoriert.
Merkmale und Dynamiken
In solchen Beziehungen herrscht oft eine Atmosphäre der Unsicherheit und des emotionalen Aufruhrs. Menschen mit narzisstischen Persönlichkeitszügen zeigen wenig bis gar kein Mitgefühl und sind hauptsächlich auf ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche fokussiert.
Typische Anzeichen für eine narzisstische Beziehung
- Ein ständiges Verlangen nach Aufmerksamkeit und Bestätigung.
- Fehlende Rücksichtnahme auf die Gefühle und Wünsche des Partners.
- Manipulationstaktiken wie „Gaslighting“, bei denen der Narzisst den Partner dazu bringt, an seiner Wahrnehmung zu zweifeln.
- Wutausbrüche oder Schweigen als Reaktion auf Kritik.
Narzisstisches Defizit
Erklärung des Begriffs
Ein narzisstisches Defizit bezieht sich auf ein tief sitzendes Gefühl von Unzulänglichkeit und Minderwertigkeit, das ein Mensch mit narzisstischer Persönlichkeit durch übermäßige Selbstverherrlichung zu kompensieren versucht. Anders ausgedrückt: Das Selbstwertgefühl bei Personen mit narzisstischer Persönlichkeit nicht stark ausgeprägt.
Auswirkungen auf die Beziehung
Dieses Defizit führt dazu, dass die narzisstische geprägte Person ständig Bestätigung und Bewunderung im Außen sucht, was die Beziehung stark belasten kann. Der Partner bzw. die Partnerin fühlt sich oft emotional ausgelaugt und unerfüllt.
Stabile Beziehungen oder narzisstische Beziehungsstörung
Stabile und wertschätzende Beziehungen sind ein sehr wichtiges Element, um langfristig eine gesunde und lebendige Balance zu erleben.
Kennst du das auch: Ein gutes Gespräch, ein netter gemeinsamer Nachmittag oder Abend mit Freund*in, Familie oder Partner*in versetzt dich in einen ganz anderen emotionalen Zustand? Vorzugweise in einen „besseren“ und positiven?
Dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine stabile Beziehung auf gleicher Augenhöhe mit sehr viel Wertschätzung und Akzeptanz. Großartig, wenn du solch ein Miteinander erleben darfst. Wenn ein geringer Selbstwert einem das Leben allerdings schwer macht, ist eine narzisstische Beziehung leider oft nicht weit.
In der narzisstisch gestörten Beziehung
… erfahren die Beteiligten dauerhaft keine echte Zugewandtheit vom jeweils anderen. Intimität, ehrliche Nähe und Offenheit, die auch Verletzlichkeit mit sich bringt, sind nahezu unmöglich. In der narzisstisch gestörten Beziehung ist sehr viel einfach nur Show. Denn wer Macht will, darf sich ja nicht verletzlich zeigen – so lautet die Denkweise einer narzisstisch geprägten Person. Am Ende des Artikels will ich dir Wege aufzeigen, wie Lösungen lauten können.
Narzisstische Beziehung versus narzisstische Persönlichkeit
In der langjährigen, narzisstischen Beziehung geht es um das Zusammenspiel zweier Menschen, die mit ihren Defiziten kämpfen und sich darin gegenseitig ergänzen. Ja, beide Personen sind relevant für die Aufrechterhaltung des Problems. Sie ergänzen sich dahingehend, dass die eine Person das Defizit der anderen ausgleicht. Dies geschieht jedoch nicht auf eine gesunde Weise, die zur positiven Weiterentwicklung führt.
Das Grundproblem narzisstischer Beziehungen
In der narzisstischen Beziehung entwickelt sich die Störung aus einer bestimmten Tatsache: Keine der beiden Personen ist in einem stabilen Kontakt mit sich selbst. Ein gesundes Selbstwertgefühl zeigt ist in der Art und Weise, wie eine Person mit sich und anderen umgeht:
- Wie schätzt dieser Mensch sich selbst ein?
- Kann die Person die eigenen Grenzen, Eigenschaften und Fähigkeiten annehmen, wie sie sind?
Wer das kann, hat in der Regel nicht das Bedürfnis, sich oder andere auf- oder abzuwerten.
Wie schaut die Dynamik jedoch aus, wenn der Selbstwert bei beiden Personen grundsätzlich schwach ist? Möglicherweise so:
Beide Partner*innen suchen Bestätigung und Selbstwertstärkung ausschließlich im Außen.
Beide richten deshalb ihre Aufmerksamkeit kontinuierlich auf das Gegenüber.
Vermutungen, Befürchtungen und Erwartungen werden nicht ausgesprochen. Dasselbe gilt für die eigenen Bedürfnisse.
Echter Kontakt zum anderen und ein echtes Zuhören sind nicht möglich. Denn beide achten ständig auf die eigenen Vermutungen, Befürchtungen und Erwartungen.
Durch das permanente Scannen des anderen versuchen beide die Kontrolle über die Situation zu behalten. Zugleich versuchen sie, das eigene Selbstwertdefizit durch Erhöhung oder Erniedrigung des eigenen Selbst auszugleichen.
Die narzisstische Struktur: Abwertung versus Aufwertung
Narzisstische Liebe ist keine echte Liebe. Sie basiert auf Kontrolle und Macht, nicht auf gegenseitigem Respekt und Fürsorge. Die narzisstische Person liebt nicht den Partner oder die Partnerin, sondern das Bild, das der andere Mensch ihm von sich selbst spiegelt.
Im Gegensatz zur gesunden Liebe fehlt es der narzisstischen Liebe an echter emotionaler Bindung und Empathie. Sie ist oberflächlich, einseitig und „gewinnorientiert“ – bezogen auf den Selbstwert.
Phasen einer narzisstischen Beziehung
Idealisation
Zu Beginn einer narzisstischen Beziehung wird der Partner bzw. die Partnerin idealisiert und auf ein Podest gestellt. Alles scheint perfekt und traumhaft.
Frühe Warnzeichen können sein:
übermäßige Komplimente
Textnachrichten mit zig romantischen Emojis
rasant schnelle Bindung
intensive Aufmerksamkeit
teure Geschenke
Einladungen zu exklusiven Veranstaltungen oder in Luxusrestaurants
Der narzisstisch geprägte Mensch überschüttet sein Gegenüber zunächst scheinbar mit Liebe, um diese Person zu binden.
Abwertung
Nach der Idealisation folgt die Abwertung. Die offensichtlich narzisstische Person beginnt, den Partner bzw. die Partnerin zu kritisieren und herabzusetzen, um die eigene Überlegenheit zu demonstrieren.
Zu den typischen Verhaltensmustern gehören
ständige, unangebrachte, destruktive Kritik („Du bist einfach nicht in der Lage, eine vernünftige Nudelsoße in richtiger Konsistenz zu kochen.“)
Manipulation (Gaslighting: „Ich soll geistig abwesend sein? Das bildest du dir ein!“)
emotionale Erpressung („Du bist die Mutter und musst daheim bei unserem Kind bleiben, ich bin der Ernährer. Ich verbiete dir, arbeiten zu gehen.“)
Der narzisstisch geprägte Mensch nutzt Schuldgefühle und Ängste, um die Kontrolle zu behalten.
Verlassen oder Kollusion
Schließlich kommt es entweder zur Trenung oder zur Kollusion.
Endet die Beziehung, so geschieht dies oft abrupt und schmerzhaft. Die offensichtlich narzisstische Person trennt sich, sobald sie keinen Nutzen mehr sieht oder ein anderer Mensch attraktiver erscheint. Das geschieht ohne Vorwarnung. Jemand mit narzisstischer Persönlichkeit hat kein Interesse an Beziehungsarbeit, an einem „Wir müssen über unsere Partnerschaft reden, damit wir gemeinsam wachsen können.“
Bei der Kollusion dagegen erleben wir das Phänomen, dass die offensichtlich narzisstische Person sehr lange in der Partnerschaft bleibt und auch an ihr festhält. Denn sie hat das perfekt passende Gegenstück gefunden – eine Person mit verdeckt narzisstischen Zügen.
Wir haben es hier mit einem Grandiositätsstreben auf der einen Seite zu tun. Im Verhalten dieser narzisstischen Person schwingt das Bedürfnis mit:
„Bewundere mich, lobe mich, zeig mir, dass ich toll bin. Werte mich auf!“ Auf der anderen Seite finden wir einen ebenso narzisstisch geprägten Menschen, der sein Selbstwertdefizit genau umgekehrt bedient:
Indem diese Person sich selbst erniedrigt, wird das Gegenüber auf einen Sockel gehoben. Es schwingt das Bedürfnis mit: „Ich tue alles nur für dich, alles richte ich nach dir aus – ich bin so, wie du mich haben willst. Belohne mich, weil ich mich für dich abwerte.“
Narzisstische Partnerschaft und Spätfolgen
Langfristige Auswirkungen
Narzisstische Beziehungen sind durch ständigen Streit, Manipulation und emotionale Erpressung gekennzeichnet. Da diese Aspekte an der Tagesordnung sind, sind diese Beziehungen in der Regel sehr toxisch für die mentale Gesundheit. Die langfristigen Auswirkungen einer narzisstischen Partnerschaft können verheerend sein. Betroffene leiden oft unter geringem Selbstwertgefühl, Angstzuständen, Depressionen bis hin zu posttraumatischen Belastungsstörungen.
Die toxische Dynamik wird durch die extreme Selbstzentriertheit des offensichtlich narzisstischen Menschen und seine ständige Manipulationen verstärkt. Der Partner bzw. die Partnerin wird isoliert und emotional abhängig gemacht.
Psychologische und emotionale Folgen
Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass emotionale Traumata häufige Spätfolgen sind. Die ständige Abwertung und Manipulation gehen nie spurlos an einem vorbei, sondern hinterlassen Wunden auf der Seele, die Zeit zur Heilung benötigen.
Der „Heilungsprozess“ nach einer solchen Beziehung ist nicht einfach, aber mit der richtigen Unterstützung und Zeit ist es möglich, das Selbstwertgefühl wieder aufzubauen und emotionale Stabilität zu erlangen.
Die Lösung für narzisstische Beziehungsstörungen
Der Weg zur Lösung ist nach meiner Erfahrung ideal, wenn er zweigleisig erfolgt. Idealerweise fangen beide Partner*innen an, mit sich selbst besser in Kontakt zu kommen – in einer Therapie oder einem Coaching.
Ja, Coaching, denn die narzisstischen Eigenschaften müssen kein pathologisches Ausmaß haben! Wer narzisstische Anteile hat, ist nicht automatisch eine soziopathische Person. Bitte vergiss das nicht.
Umgang mit narzisstischen Beziehungen
Strategien für die gemeinsame Entwicklung
Selbstfürsorge, Grenzen setzen und Kommunikation sind die Schlüssel, um einen gemeinsamen Weg zu finden. Fangen wir mit der Kommunikationsfähigkeit an. Was bedeutet das konkret?
Sprich all das aus, was dir wichtig ist.
Trau dich, deine Bedürfnisse direkt zu benennen.
Erkenne, wann du das Verhalten des anderen interpretierst.
Setze verbal Grenzen: Was ist nicht in Ordnung für dich? Sag das!
Vermeide alle Interpretationen. Frage stattdessen nach.
Wie wichtig ist dir dein Gegenüber wirklich? Erfüllt er lediglich eine Funktion?
Wie redet man in einer narzisstischen Beziehung?
Die Kommunikation in einer narzisstischen Beziehung ist häufig schwierig. Narzissten neigen dazu, Kritik persönlich zu nehmen und mit Abwehrhaltung oder Wut zu reagieren. Um die eigene emotionale Gesundheit zu schützen, ist es wichtig, klare Grenzen zu setzen. Hier sind einige Tipps:
- Ruhe bewahren: Es ist entscheidend, in Gesprächen ruhig und sachlich zu bleiben, auch wenn der Narzisst versucht, emotionale Reaktionen zu provozieren.
- Grenzen setzen: Klare, feste Grenzen sind unerlässlich. Ein Narzisst wird oft versuchen, diese zu überschreiten, daher ist es wichtig, konsequent zu bleiben.
- Eskalation vermeiden: Direkte Konfrontationen führen oft zu Eskalationen. Daher ist es ratsam, unnötige Konflikte zu umgehen, während man gleichzeitig seine eigenen Bedürfnisse betont.
Was hassen Narzissten in einer Beziehung?
Narzisst*innen reagieren sehr empfindlich auf Kritik, selbst wenn sie konstruktiv gemeint ist. Was sie am meisten verabscheuen, ist der Verlust von Kontrolle über die Beziehung oder das Gefühl, nicht mehr bewundert zu werden. Ein narzisstischer Mensch wird in der Regel alles tun, um Kritik zu vermeiden und sein Image zu schützen.
Einige Dinge, die Narzissten in Beziehungen nicht ertragen können:
- Kritik: Jede Form von Kritik wird als persönlicher Angriff empfunden.
- Unabhängigkeit des Partners/ der Partnerin: Wenn Partner*innen unabhängiger werden und sich nicht mehr in der gleichen Weise manipulieren lassen, reagiert narzisstische Menschen häufig mit Wut oder Ignoranz.
- Gleichwertige Kommunikation: Narzisst*innen fühlen sich oft bedroht, wenn der Partner bzw. die Partnerin auf Augenhöhe kommuniziert und eigene Bedürfnisse äußert.
Den eigenen Selbstwert stärken
In jedem von uns steckt einen kleiner narzisstischer Anteil, das ist vollkommen natürlich. Bitte vergiss nicht: Wertschätzung und Selbstwertstärkung sind menschliche Grundbedürfnisse.
Das Ausmaß ist relevant. Wenn du zu sehr in deinem narzisstischen Defizit feststeckst, hast du den Kontakt zu deiner Identität verloren. Du bin dann getrennt von
- deiner Selbstachtung,
- deinen Empfindungen und Gefühlen,
- deiner Autonomie,
- deinen wahren Stärken,
- und damit auch von deiner Kraft.
Selbstfürsorge ist der Weg zu mehr Selbstwertgefühl.
Narzisstisches Defizit
Ich erinnere dich hier noch einmal an diesen Aspekt. Permanentes Grandiositätsstreben durch
- Erhöhung des Selbstwertes durch Abwertung anderer („Ich bin besser als du. Pass dich an.“) oder
- Selbst-Erniedrigung durch den aktiven Aufbau eines Minderwertigkeitsgefühls („Ich tu alles nur für dich.“)
bedeutet Selbstaufgabe und Entfremdung.
Was ist das Ergebnis des narzisstischen Defizits? Du erstarrst immer mehr in einer quasi leeren Hülle deiner Selbst. Alles ist auf das Funktionieren im Außen ausgerichtet. Echtes Sein und Lebendigkeit werden unmöglich. Die persönliche Weiterentwicklung wird unterbrochen.
Dieses Erstarren und die Selbstaufgabe ist ein erlerntes Verhalten. Das ist nicht angeboren! Also hast du die Wahl. Vielleicht siehst du momentan noch keine Alternative, aber du kannst entscheiden, welches Verhalten du leben willst. Du kannst zurückkehren zu einer Lebendigkeit oder sie endlich erstmals finden, bei der dein Wert nicht mehr über einen anderen Menschen im Außen (beruflich oder privat) definiert ist. Therapie oder Coaching kann hier helfen. Zentrale Aufgabe ist hier dann der Aufbau eines stabilen Selbstwertgefühls von innen heraus.
Wie beendet man eine narzisstische Beziehung?
Das Ende einer narzisstischen Beziehung erfordert Mut und Klarheit. Der Narzisst wird wahrscheinlich versuchen, Kontrolle und Macht aufrechtzuerhalten, selbst wenn die Beziehung vorbei ist. Hier habe ich einige Schritte für dich, die dir helfen können, eine narzisstische Beziehung zu beenden:
- Klarheit und Entschlossenheit: Es ist wichtig, sich emotional vorzubereiten und sich bewusst zu machen, dass der Narzisst versuchen wird, dich zu manipulieren, um die Beziehung fortzusetzen.
- Grenzen setzen und durchhalten: Nach der Trennung ist es entscheidend, den Kontakt auf ein Minimum zu reduzieren, um emotionalen Manipulationen zu entgehen.
- Unterstützung suchen: Freund*innen, Familie oder sogar professionelle Hilfe können wertvolle Unterstützung bieten, damit du den Trennungsprozess emotional zu bewältigst.
Jenseits der narzisstischen Beziehung
Begegnung auf Augenhöhe
Denn erst wenn du ganz bei dir bist und dich gut in deiner individuellen Lebendigkeit erlebst, bist du in der Lage eine stabile Beziehung zu führen.
Diese ist nicht darauf ausgerichtet, das Gegenüber als Werkzeug für den Ausgleich des eigenen inneren Defizits zu nutzen. Stattdessen geht es um eine wertschätzende Begegnung auf Augenhöhe, die beide Persönlichkeiten bereichert und wachsen lässt.
Vielleicht wird erstmalig das Erkennen des anderen mit all seinen Stärken und Schwächen, kurz in all seiner Menschlichkeit, möglich.
Meine Impulse zur Selbstwertstärkung für dich
Finde heraus, was dich im Innersten trägt:
- Welche Bedürfnisse, welche Werte wollen gelebt werden?
- Was stimuliert dich in jeglicher Hinsicht?
- Wenn alles möglich wäre, wie würdest du leben wollen?
Lerne „ja“ bzw. „nein“ zu sagen:
- Erkenne, wo du Grenzen setzen oder öffnen willst.
- Sprich aus, was du willst und was nicht.
Ermittle die kritischen Stimmen in dir und finde eine Gegenstimme:
- Mit welchen destruktiven Glaubenssätzen und Überzeugungen stellst du dir selbst ein Bein?
- Was könnte die Gegenstimme Positives und Aufbauendes zu dir sagen?
Fazit
Narzisstische Beziehungen sind komplex und oft schmerzhaft. Es ist wichtig, die Dynamiken zu verstehen und Wege zu finden, sich zu schützen und zu heilen. Mit der richtigen Unterstützung und den richtigen Strategien kannst du dich von den Auswirkungen einer narzisstischen Beziehung erholen und gesündere Beziehungen führen. Oder aber du lernst zusammen mit deiner Partnerin bzw. deinem Partner die bestehende Beziehung zu stärken und ihr beide stellt euch euren narzisstischen Anteilen.
Du hast Fragen oder möchtest tiefer ins Thema einsteigen?
Mit diesem Blogartikel starte ich eine Reihe zum Thema „Narzissmus und Balance“. Denn zu oft wird noch verkannt wie umfassend Beziehungen und Selbstwert unser Gleichgewicht beeinflussen. Ich möchte aufräumen mit dem Denken, dass es immer die pathologischen Narzisst*innen sind, die alle Schuld tragen. Ja, die gibt es durchaus. Ich habe in meiner Zeit als Schöffin so manch einen narzisstischen Menschen auf der Anklagebank erlebt, der in die Kategorie „pathologisch“ gefallen ist, und selbst hatte ich im Privaten auch mit einer speziellen Begegnung meine Erlebnisse.
Doch nur ein verschwindend geringer Teil der Menschen ist krankhaft narzisstisch. In der Mehrzahl erleben wir Abstufungen. Nach meinem Empfinden wird beim Betrachten von Beziehungen zu schnell von „toxischen Beziehungen“ gesprochen. Es wird dabei Schwarzweißmalerei betrieben und vergessen, dass in einer Beziehung nicht nur eine Person in der Verantwortung steht. Dazu jedoch demnächst mehr!
Auf die grundsätzliche Bedeutung von wertschätzenden Beziehungen für eine gesunde, innere Balance bin ich an dieser Stelle näher eingegangen.
Gern lies hier weiter in Teil 2:
FAQs zur narzisstischen Beziehung
Was sind die Hauptmerkmale einer narzisstischen Beziehung?
Eine narzisstische Beziehung ist geprägt von Kontrolle, Manipulation und einem Mangel an Empathie. Langjährige narzisstische Beziehungen weisen in der Regel zwei narzisstisch geprägte Persönlichkeiten auf: einen grandios narzisstischen Menschen und einen verdeckt bzw. schizoid narzisstischen Menschen. Beide ergänzen sich in ihren Defiziten und erhalten so den Problemkreislauf aufrecht. Diese Form der Beziehnung nennt sich Kollusion.
Kann sich ein Narzisst in einer Beziehung ändern?
Die Veränderung eines Narzissten oder einer Narzisstin ist äußerst schwierig, da diese Persönlichkeitsmerkmale tief verwurzelt sind und die betroffenen Personen selten Einsicht zeigen oder bereit sind, das eigene Verhalten zu ändern.
Therapie kann zwar helfen, aber die Motivation zur Veränderung muss von der narzisstischen Person selbst kommen, was oft nicht der Fall ist. Für Partner*innen bedeutet das häufig, dass sie sich auf eine andauernde emotionale Belastung einstellen müssen, wenn keine Veränderungen stattfinden.
Wie erkenne ich, ob mein Partner narzisstisch ist?
Anzeichen, die dich hellhörigen werden lassen sollten, sind:
- übermäßige Selbstverliebtheit
- nur die eigenen Bedürfnisse sollen Befriedigung erlangen
- ständige Kritik/Abwertung
- ein starkes Bedürfnis nach Bewunderung
- übermäßiges Lügen/ Manipulationsversuche (Gaslighting)
Was bedeutet Gaslighting in einer narzisstischen Beziehung?
„Gaslighting“ ist eine Form der emotionalen Manipulation, bei der die narzisstische Person den Partner bzw. die Partnerin dazu bringt, an der eigenen Wahrnehmung der Realität zu zweifeln. Narzisst*innen könnten beispielsweise Situationen abstreiten, Tatsachen verdrehen oder dem Partner/ der Partnerin einreden, überempfindlich oder irrational zu sein. Dies kann dazu führen, dass die betroffenen Partner*innen zunehmend unsicher werden und dem eigenen Urteilsvermögen nicht mehr vertrauen.
Wie schütze ich mich emotional in einer narzisstischen Beziehung?
Wenn man in einer narzisstischen Beziehung verbleibt, ist es wichtig, sich emotional zu schützen, indem man
- klare Grenzen setzt: Kommuniziere deutlich, welche Verhaltensweisen du nicht tolerierst.
- Selbstfürsorge betreibt: Stelle sicher, dass du deine eigenen Bedürfnisse priorisierst, sei es durch Hobbys, soziale Unterstützung oder professionelle Beratung.
- nicht auf Provokationen reagiert: Versuche, nicht auf Manipulationen oder Provokationen einzugehen, da dies oft zu Eskalationen führt.
Welche Langzeitfolgen können aus einer narzisstischen Beziehung resultieren?
Betroffene können unter geringem Selbstwertgefühl, Angstzuständen und Depressionen leiden.
Warum ist es so schwer, eine narzisstische Beziehung zu beenden?
Narzisst*innen können sehr manipulative und charismatische Menschen sein. Sie nutzen oft Taktiken wie „Love-Bombing“ (extreme Aufmerksamkeit und Zuneigung) zu Beginn der Beziehung, wodurch der Partner oder die Partnerin emotional abhängig wird. Zudem können Narzisst*innen Schuldgefühle erzeugen, Drohungen aussprechen oder ihren Partner*innen emotional erpressen, um eine Trennung zu verhindern. Diese Dynamik macht es besonders schwer, sich von Narzisst*innen zu lösen.
Was passiert nach der Trennung von einem Narzissten?
Nach der Trennung kann ein narzisstischer Mensch versuchen, die Kontrolle über den Ex-Partner/ die Ex-Partnerin aufrechtzuerhalten, sei es durch emotionale Manipulation, Stalking oder durch das Schüren von Schuldgefühlen. Manche Narzisst*innen reagieren mit Wut und Rachegelüsten, während andere versuchen, den Partner bzw. die Partnerin mit „Love-Bombing“ zurückzugewinnen. Es ist wichtig, nach der Trennung klare Grenzen zu setzen und, wenn nötig, den Kontakt komplett abzubrechen.
Ist es möglich, eine gesunde Beziehung mit einem Narzissten zu führen?
Eine gesunde Beziehung mit einem narzisstischen Menschen ist äußerst schwierig, da diese Personen dazu neigen, ihre eigenen Bedürfnisse über die des Partners bzw. der Partnerin zu stellen und wenig Empathie zeigen. Obwohl es seltene Fälle gibt, in denen Narzisst*innen sich durch Therapie ändern, bleibt die Beziehung oft toxisch und unausgeglichen. In sehr vielen Fällen ist es für das emotionale Gleichgewicht des Partners/ der Partnerin besser, sich aus der Beziehung zu lösen.
Warum bleiben Menschen in narzisstischen Beziehungen?
Viele Menschen bleiben in einer narzisstischen Beziehung, weil sie emotional abhängig werden oder hoffen, dass sich der Narzisst ändern könnte. Narzisst*innen sind oft charmant und manipulativ, was es schwer macht, ihre wahren Absichten von Anfang an zu erkennen. Häufig idealisieren sie ihre Partner*innen zu Beginn der Beziehung, was eine emotionale Bindung schafft, die es später schwer macht, die toxische Natur der Beziehung zu erkennen und zu verlassen.
Wie kann man sich von einer narzisstischen Beziehung erholen?
Wichtige Schritte sind das Wiederaufbauen des Selbstwertgefühls, das Setzen von Grenzen und die Inanspruchnahme professioneller Hilfe.
Welche Unterstützung gibt es für Betroffene?
Therapie, Selbsthilfegruppen und Online-Ressourcen können wertvolle Unterstützung bieten.