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Hast du manchmal den Eindruck, die lieben Kollegen oder gar die Vorgesetzen verstehen dich einfach nicht? In der Kommunikation können wir in viele Fallen tappen. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte sogar, dass Miteinander im Allgemeinen und die Kommunikation im Besonderen zu den Top 3-Stressoren überhaupt zählt.

Heute will ich dir konkrete Tipps für typische Arbeitsplatzsituationen geben. Und wenn du hier schon länger mitliest, weißt du ja: Die eigene Erfahrung ist das alles Entscheidende. Nur lesen bringt nichts. Komm ins Ausprobieren!

Stress in der Kommunikation am Arbeitsplatz

  • Meint der das etwa jetzt ernst?!
  • Ey, die hat doch gar nicht verstanden, was ich will!
  • Spinnen die gerade völlig?

Mal unter uns: Solche Gedanken kennen wir doch alle, oder? Es kommt zwangsläufig irgendwann der Moment, wo auch du dich gewaltig ärgerst über Chefin, Kunden, Lieferanten, Kollegen.

Tut dir das Ärgern gut? Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich wäre es dir lieber, wenn es anders wäre. Und genau dafür gibt es jetzt die handfesten Tipps. Ich greife hier im Folgenden acht klassische Arbeitsplatzsituationen auf. Mein Ziel ist es, dass du dich zukünftig anders in den Situationen verhältst, sodass gar nicht erst Stress aufkommt.

Also, let´s go!

 

Stress am Arbeitsplatz – Situation 1: Der unempathische Kollege

Stress am Arbeitsplatz durch zu wenig Empathie

Stell dir vor, deine Lieblingstante ist vorgestern gestorben. Oder du befindest dich gerade in einer Trennungsphase. Weil dir Offenheit wichtig ist, hast du deinem Bürokollegen davon erzählt. Und was ist passiert? Die einzige Reaktion war: „Aber auf deinen Einsatz im Projekt kann ich mich doch verlassen, oder?“

Wenn du dir das vorstellst – welches Gefühl bzw. welcher Wunsch macht sich bemerkbar? 

Evtl. ist es der Wunsch nach Mitgefühl. Bitte frag dich an dieser Stelle, warum du Mitgefühl von deinem Kollegen erwartest? Sag jetzt nicht „Weil man das so macht!“ Was „man“ so macht, zählt nicht. Überlege bitte: Suchst du Trost? Oder möchtest du, dass er auf dich Rücksicht nimmt? Vielleicht wünscht du dir auch, dass er Verständnis zeigt, wenn du nicht so leistungsfähig bist.

Lass uns mal das Folgende konstruieren: Du befindest dich gerade in Trennung, worunter du sehr leidest. Aber am Arbeitsplatz hast du bisher immer strikt das Private rausgehalten und so getan, als sei alles super. Die berühmte Teflon-Beschichtung… nur nichts ran lassen. 

Bitte bedenke: Du kannst nicht plötzlich Mitgefühl erwarten, wenn du selbst dich hinter einer Fassade versteckst und dich nicht öffnest. Wenn du dir Mitgefühl wünscht, dann ist es deine Aufgabe, dies klar zu kommunizieren. Mach das so konkret wie möglich! Gib klare Handlungsanweisungen: „Bitte akzeptiere, dass ich heute um 16 Uhr gehe. Ich habe wegen der Trennung kaum geschlafen, es geht mir nicht gut. Ich hole meine To Do´s im Zweifel am Wochenende nach.“

Hinterfrage, ob dein Gegenüber dich auch verstanden hat: Ist deine Message wirklich angekommen?

Last but not least: Führe dieses Gespräch nicht nebenbei. Alles was im Vorbeigehen erwähnt wird, wirkt unwichtig und eher bedeutungslos. Gib deinem Thema den relevanten Raum.

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Noch mehr Stress – Situation 2: Die Chefin lobt dich nie.

 

Klassiker, oder? Dazu habe ich ja im Februar 2020 für das EMOTION Magazin einen kurzen Artikel geschrieben (schau gern mal hier). „Nicht geschimpft ist Lob genug“ heißt es gern. Du bist in deinem Job richtig gut. Du arbeitest zuverlässig, schnell, verbreitest gute Stimmung im Team, bist immer pünktlich. Und trotzdem hat dich deine Chefin noch nie gelobt. Scheinbar nimmt sie deine Leistung als selbstverständlich hin.

Solch eine unausgesprochene Situation stresst meist gewaltig. Denn in der Regel geht es ja nicht um eine Momentaufnahme („Chefin, schau: Ich habe das Tagessoll geschafft!“), sondern um das grundsätzlich Anerkennen der Leistung, ja um ein bewusstes Gesehen werden.

Das ist ein bisschen wie in der Partnerschaft: Unser Herz fängt nicht so sehr an zu hüpfen, wenn wir aktiv fragen (müssen): „Schatz, liebst du mich?“ und wir dann ein „Ja, klar.“ zu hören bekommen. Stattdessen schmelzen wir dahin, wenn wir eine nicht eingeforderte Liebeserklärung erhalten.

Was machst du also im Job, um das Bewusstsein der Chefin für das Loben zu schärfen? Mach es ihr vor! Fange an zu loben. Und na klar: Du lobst selbstverständlich auch die Chefin! Sie wird merken, wie gut sich das anfühlt. Sehr wahrscheinlich wird sie sich dann auch revanchieren wollen.

Diebstahl! Situation 3: Der Vorgesetzte gibt deinen Erfolg als seinen aus.

 

Stress am Arbeitsplatz durch Missgunst

Du hattest die zündende Idee im Projekt, hast das Konzept ausgearbeitet und den Kunden überzeugen können. Während einer Präsentation vor dem Vorstand tut dein Vorgesetzter so, als wenn es sein Vedienst wäre, dass alles so grandios gelaufen ist.

Hui! Es heißt ja eigentlich „Erfolge gehören dem Team“. Solch ein Verhalten des Vorgesetzten ärgert dich deshalb verständlichermaßen. Bitte schau als erstes auf deine Einstellung in solch einer Situation. Willst du deine Stimmung vom Verhalten des Vorgesetzten abhängig machen? Soll er Macht über deine Gefühle haben? Wahrscheinlich nicht, oder?

Außerdem denke bitte über deine Enttäuschung nach. Warum ist dir die Anerkennung so wichtig?

Falls es regelmäßig so ist, dass dein Vorgesetzter sich mit den Federn anderer schmückt, such das Gespräch. Frag ihn direkt, ob der Erfolg dem Team gehört – oder dem Vorgesetzten. Ja, das ist ein mutiger Schritt. Aber zugleich ist es ein Schritt, der Bewusstsein schaffen kann.

Stress am Arbeitsplatz – Situation 4: Die Kollegin kritisiert dich

 

Du hast etwas falsch gemacht, übersehen, vergessen. Die Kollegin kommt gestresst und mit strengem Blick ins Büro und motzt dich an. Was passiert? Du beginnst dich zu rechtfertigen. Ein Wort ergibt das nächste – welch ein Klassiker für Stress am Arbeitsplatz!

Natürlich gilt es, sich zu entschuldigen, wenn du einen Fehler gemacht hast. Logisch. Und es ist verständlich, wenn du erklären willst, warum der Fehler entstehen konnte. Aber ein Redeschwall kommt in der Regel einfach nicht gut an. Solch ein Verhalten wirkt wie Flucht vor der Verantwortung.

Also, was tun?

  1. Sag: „Es tut mir leid.“
  2. Frag: „Willst du wissen, was schief gegangen ist und warum es so gekommen ist?“

In der Regel sind Menschen an den Hintergründen interessiert. Aber bitte verfalle nicht in einen Rechtfertigungsschwall. Stattdessen benenne die Fakten und schlage eine Lösung vor.

Falls die Kollegin nichts über die Hintergründe wissen will, betone dass diese wichtig sind, damit zukünftig der Fehler nicht wieder geschieht.

 

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Der Klassiker – Situation 5: Der Chef lässt dich nicht Feierabend machen.

 

Heute Abend liegt etwas an, das dir sehr am Herzen liegt, vielleicht ist es die Besichtigung einer neuen Wohnung. Du musst dafür ausnahmsweise früher Feierabend machen und bittest deinen Chef um sein Okay.

Der Chef aber reagiert ablehnend:

  • „Da kann ja jeder kommen.“
  • „Dann verpassen Sie ja das wichtigste Meeting des Tages!“
  • „Nein.“

Überlege jetzt bitte: Hat diese Ausnahme irgendeinen Nutzen für den Chef? Wenn ja, erläutere ihm diesen: „Chef, wenn ich die Wohnung bekomme, bin ich zukünftig viel schneller morgens im Büro. Denn ich wohne dann dichter dran. Ich bräuchte dann auch keinen Firmenparkplatz mehr.“

Sollte es keinen Nutzen für den Chef geben, frage nach Bedingungen, unter denen ein früher Feierabend doch in Ordnung wäre. Damit lenkst du die Diskussion weg von „ja – nein“ und hin zur Verhandlung um ein „Wie“. Frag sehr konkret! Denn in dem Fall ist ein „Nein“ kaum noch möglich. Falls der Chef nun die Bedingungen so gestaltet, dass sie für dich unrealistisch sind, ist auch das hilfreich für dich – zumindest für Zukünftiges. Denn so weißt du, was du leisten musst, um beim nächsten Mal grünes Licht für deine Bitte zu bekommen. Dein Stress am Arbeitsplatz verringert sich.

Bitte warten! Situation 6: Die Kollegin lässt dich warten

 

Alle Teammitglieder sitzen im Konferenzraum – alle bis auf Sabine (Ute, Karina oder wie auch immer du sie nennen willst). Das Team steht unter Zeitdruck und keiner fühlt sich ernstgenommen durch das Warten. Als Sabine endlich kommt, entschuldigt sie sich nicht, sondern schiebt andere Aufgaben vor, die sofort für einen Vorstand erledigt werden mussten.

Wer hat heute Zeit zu verschenken? Genau. Niemand. Mach bitte deiner Kollegin klar, dass niemand wie bestellt und nicht abgeholt sitzen mag, da alle viel zu tun haben. Sabine´s Verhalten ist nicht sehr teamorientiert – dies muss sie erkennen.

Wenn Sabine ständig zu spät kommt, sei mutig. Erste Reaktionsmöglichkeit: Warte mit dem Team nicht im Konferenzraum und bitte die Teamassistentin, dass sie Bescheid gibt, wenn Sabine in Richtung Konferenzraum losgeht. Erst dann begeben sich alle in den Konferenzraum. Manchmal reicht dies tatsächlich schon als Auslöser für Veränderungen.

Außerdem kannst du dir Arbeit mitnehmen in den Konferenzraum, zum Beispiel deine Eingangspost. Auch das ist das klare Signal an die Kollegin „Ich habe viel zu tun und kann es mir nicht leisten, auf dich zu warten.“

Der Augenöffner par Excellence: Lass eine Kostenuhr über einen Beamer laufen, die anzeigt, wieviel Geld jede Minuten des Wartens kostet (hierfür grob den Stundenlohn aller Anwesenden überschlagen). Letzteres ist besonders zielführend, wenn nicht eine gleichgeordnete Kollegin ständig zu spät kommt, sondern eine Führungskraft.

Stress am Arbeitsplatz mit dem Chef

Stress am Arbeitsplatz – Situation 7: Der Chef lässt dich abblitzen

 

Du hast eine tolle Leistung erbracht und erhoffst dir eine Gehaltserhöhung oder zumindest eine Prämie. Aber dein Chef lehnt ab mit den Wort: „Tut mir leid, aber bei der aktuellen Wirtschaftslage ist das nicht drin.“

Na klasse. Da hast du richtig gute Arbeit vollbracht, hast dich gut auf das Personalgespräch vorbereitet und wirst in Sekundenbruchteilen abgebügelt. Was nun?

Bitte gib nicht einfach klein bei. Frage deinen Chef unter welchen Voraussetzungen du eine Gehaltserhöhung bekommen würdest. Auf diese Weise hältst du die Diskussion aufrecht. Je konkreter deine Frage ist, umso besser ist es. Dein Chef ist herausgefordert

  • dir eine Antwort zu geben
  • eine Aufgabe zu benennen
  • was genau das Problem ist, weshalb eine Prämie o.ä. unmöglich ist.

Teilweise schwingt nämlich auf der Chef-Seite die Angst mit, durch ein Belohnung für einen Einzelnen eine Lawine an Forderungen loszutreten. Deshalb sollten unbedingt die Bedürfnisse des Chefs Berücksichtigung finden. Zum Beispiel ist es ja möglich, dass du eine Zusage für eine Prämie bekommst, wenn darüber Stillschweigen vereinbart wird. Also frage nach den Bedingungen!

Sehnsucht nach Home Office – Situation 8: Die Vorgesetzte ist kontrollsüchtig

 

Hoppla, du kommst zu spät ins Büro. Prompt springt dich als erstes eine Mail deiner Vorgesetzten an mit der Message: „Alle haben sich an die festen Arbeitszeiten zu halten!“ Du arbeitest allerdings am liebsten selbstbestimmt und nicht nach der Stechuhr. Am liebsten würdest du regelmäßig im Home Office arbeiten. Dieses Auseinanderdriften von Vorstellung riecht heftig nach Stress am Arbeitsplatz.

In deinem Unternehmen ist Home Office leider trotz Corona nicht gern gesehen. Insbesondere deine Vorgesetzte hat damit ihre Probleme, da sie kontrollsüchtig ist. Bitte frag in dem Fall nicht nach dem „ob“ – die Antwort wäre von vornherein klar: „Nein!“

Frag die Vorgesetzte lieber, warum es ihr wichtig ist, dass du jeden Tag von der Firma aus arbeitest. So bekommst du heraus, welche Bedürfnisse hinter ihrer Haltung stecken. Erst wenn du die kennst, wird es einfacher eine Lösung zu finden. Mach der Vorgesetzten also passende Vorschläge, zum Beispiel:

  • Im Home Office bekommt die Vorgesetzte alle Mails in Kopie, damit sie sieht, dass du kontinuierlich arbeitest.
  • Du installierst eine Webcam, sodass die Vorgesetzte permanent sehen kann, dass du arbeitest.

Ja, diese Vorschläge sind schrill und provokant. Keine Frage. Trotzdem lohnt es sich, sie auszuprobieren. Sie dienen dazu, der Vorgesetzten vor Augen zu führen, dass ihr Kontrollwahn unpassend ist. Denn bedenke, dass du es mit Menschen zu tun hast, die durchaus in der Lage sind, sich selbst zu reflektieren. Die Wahrscheinlichkeit steigt also, dass du regelmäßig Home Office machen darfst.

 

Fazit

Auch wenn dein aktuelles berufliches „Normal“ in Corona-Zeiten trotzdem viel Neues mit sich bringt, heißt das noch lange nicht, dass die alten Themen im Miteinander verschwunden sind. Wenn du willst, dass es langfristig anders wird: Komm ins Handeln. Probiere etwas aus! Dabei wünsch ich dir wertvolle Erkenntnisse.

Lust auf eine ganz spezielle Anti-Stress-Übung? Dann lies unbedingt diesen Artikel: 

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