Existenzangst ist ein ernstes Problem, das viele Menschen heutzutage betrifft. Wenn du durch die Energiekrise mit dieser Art von Angst zu kämpfen hast, kannst du verschiedene Strategien anwenden, um deine innere Kontrolle wiederzuerlangen und deiner Angst zu begegnen.
So meisterst du Existenzängste und Zukunftsängste
Lass uns gemeinsam auf Kompetenzen schauen, die dir helfen können, und kümmere dich um Selbstfürsorge. Beides erläutere ich dir jetzt. Ziel ist es, den eigenen inneren Anker zu bewahren und zu stärken. Denn in Krisenzeiten treffen diverse negative Gefühle aufeinander, die für ein inneres Gleichgewicht nicht hilfreich sind: Typisch sind Angst, Unsicherheit und Sorgen. Welche Emotion aufkommt, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Wie ist es bei dir?
- Willst du vor der Situation weglaufen?
- Bist du ratlos und schläfst nachts schlecht?
- Macht die Lage wütend?
Wenn…
- es gefühlt total chaotisch ist und alles, was bisher funktioniert hat, wegbricht,
- du dich vor den steigenden Energiepreisen fürchtest,
- Sorgen dich quälen wegen all der Krisen auf der Welt,
dann ist eine krisentaugliche Haltung wichtig. Idealerweise trainierst du diese Haltung gerade in Zeiten, in denen für dich gefühlt „alles gut“ ist. Aber auch wenn die Krise schon da ist, kannst du immer noch bewusst die Haltung stärken.
Kompetenzen und Selbstfürsorge, um der Existenzangst in Krisenzeiten entgegenzutreten
Diese Haltung entwickelt sich aus bestimmten Kompetenzen. Ich beschreibe dir jetzt, welche Kompetenzen du benötigst für innere Stabilität bei maximaler Unsicherheit im Außen. Falls es dir aktuell wichtiger ist, Selbstfürsorge zu betreiben, hüpf bitte zur Überschrift „Existenzangst durch Selbstfürsorge meistern“ runter.
Existenzangst meistern mit einer krisentauglichen Haltung
Diese Kompetenzen brauchst du
Kompetenz Nr. 1: Erlaube dir Zweifel.
Oder anders gesagt: Alles Gesagte, alle Meinungen und Vermutungen und Ansichten sind keine Tatsachen. Zweifle die Meinungen anderer an. Und zweifle auch an deiner eigenen Meinung. Stelle vieles in Frage. Je mehr du Annahmen, Weltbilder und Haltungen anzweifelst, umso freier wirst du. Denn all das ist kein objektives Wissen.
Und bitte unterscheide immer zwischen Fakten einerseits und den subjektiven Ansichten andererseits. So läufst du nicht Gefahr, irgendwelchen Schwurblern auf den Leim zu gehen.
Falls du finanzielle Sorgen hast, trenne Fakten von deinen Befürchtungen. Wenn die Angst dich umtreibt, dass du dir etwas nicht mehr leisten kannst, stell diese Vermutung solange in Frage, bis du echtes Wissen erlangt hast. Denn möglicherweise ist die Faktenlage eine ganz andere und deine Befürchtungen blähen sich nur überdimensional auf.
Hol dir fachliche Hilfe,…
…wenn du deine Situation prüfst. Es gibt bundesweite Schuldnerberatungen, die mit dir zusammen deine finanzielle Lage checken und dir auch helfen bei der Sicherung deiner Lebensgrundlage. Die Caritas, die Diakonie, die AWO bieten beispielsweise diese Beratungsleistung an.
Die Kompetenz zu zweifeln hilft, sich immer wieder ändernden Situationen neu anzupassen und eine neue Normalität zu schaffen.
Kompetenz Nr. 2: Lass mutig los.
Gerade in Krisenzeiten kann man beobachten, dass Menschen sich danach sehnen, dass alles wieder so ist wie früher – egal, ob es eine Beziehungskrise ist, die Corona-Pandemie oder die Energiekrise. Die Menschen wollen, dass es wieder so ist:
- „Wir sind wieder so verliebt wie am ersten Tag.“
- „Es ist alles wieder wie 2019.“
- „Der Menschheit stehen ausreichend fossile Brennstoffe zur Verfügung.
Fatal ist es, wenn du beginnst, dich daran abzuarbeiten, die Vergangenheit zu reanimieren. Deinem Verstand ist wahrscheinlich klar, dass es nicht mehr so wird wie früher und trotzdem ist da die Sehnsucht nach den guten alten Zeiten. Diese dürfen ihren wohlverdienten Platz in der Vergangenheit haben, sollten aber nicht den Blick auf Gegenwart und Zukunft verstellen. Du zahlst einen sehr hohen Preis, wenn du versuchst eine Illusion aufrechtzuerhalten. Das kostet viel Kraft und kann dich erschöpfen. Eine Krise zu meistern beinhaltet die Kompetenz, das Alte loszulassen und gern auch zu betrauern.
Neues ist unaufhaltsam
Doch sei dir gewiss, das Neue wird kommen und es ist deine Entscheidung, welchen Blickwinkel du einnehmen willst. Sich vom Alten zu verabschieden und sich dem Neuen zuzuwenden, ist der bessere Weg. Und natürlich kann das schmerzhaft sein, liebgewonnene Gewohnheiten aufzugeben. Und trotzdem ist gerade mit Blick auf die Energiekrise das wichtig. Denn das Neue ist nicht aufzuhalten.
Die Mechanismen und Prozesse in der Energie- (und Klima-) Entwicklung sind seit den 1970er Jahren bekannt. Es ist also nichts Überraschendes, was wir jetzt erleben. Es gibt keine zweite Erde, keinen versteckten Vorrat an fossilen Brennstoffen. Es ist also unser aller Aufgabe alte Gewohnheiten zu verabschieden und sich für Neues zu öffnen.
Kompetenz Nr. 3: Sei kreativ.
Dein Ausweg aus den Existenzängsten kommt vielleicht aus einer ungewöhnlichen Richtung. Um diese Richtung zu entdecken, brauchst du die Kompetenz „Kreativität“. Du stärkst diese Kompetenz hiermit:
- Schaffe ein Milieu, das Kreativität fördert.
- Lass dich inspirieren (Filme, Musik, Ausstellungen, Veranstaltungen).
- Tausch dich aus mit unterschiedlichen Menschen – Laien und Expert:innen.
- Erlaube dir verrücktes Denken.
Da jedes Leben und jede Ausgangslage ganz verschieden ist, ist dies unbedingt als individueller Prozess zu verstehen.
Kompetenz Nr. 4: Sei entscheidungsmutig.
Existenzangst geht oft mit einem Mangel an Information einher. Du hast hier zwei Möglichkeiten: Ausharren oder loslegen – und zwar mit irgendwas loslegen. Denn wenn hilfreiche Hinweise fehlen, ist es sehr schlau, erst mal zu machen. Durch das Machen ergeben sich neue Informationen, die dir wiederum helfen können, deine Situation besser zu erfassen.
Wer im Dschungel ausgesetzt wird, tut gut daran loszugehen anstatt abzuwarten. In einer ausgemachten Krise existieren keine Expert:innen, die dir eine Lösung schlüsselfertig präsentieren können. Es gibt keine bewährten Theorien, keine Lösungsmodelle. Wir haben es in der Corona-Pandemie ausgiebig erlebt.
Die Entscheidung für etwas gibt dir Struktur und Richtung – ohne dass du weißt, welche langfristige Auswirkung sie hat. Das Ergebnis einer Entscheidung kennst du immer erst im Nachhinein. Nur wenn eine Entscheidung gegen deine Werte verstößt steht fest, dass dies keine gute Entscheidung ist. Ansonsten gilt: Öffne dich für neue Erfahrungen.
Kompetenz Nr. 5: Erlaube dir Fehler.
Und vielleicht kommst du zu der Erkenntnis, dass eine Entscheidung ein Fehler war. Ich würde gern das Wort „Fehler“ ersetzen durch „Erfahrung“. Erlaube dir Erfahrungen. Je weiter dein Erfahrungsschatz, desto größer dein Erkenntnisgewinn.
Gerade in einer sehr unklaren, krisenhaften Situation ist es nicht ungewöhnlich, wenn Existenzangst, Sorgen, Befürchtungen sich breit machen. Oft wollen wir dann möglichst keine Fehler machen, um es nicht noch schlimmer zu machen. Das führt nicht selten zu einer Erstarrung und wir tun gar nichts.
Fehlertoleranz ist eine lernorientierte innere Haltung und fördert deinen Entscheidungsmut! Erlaube dir jede Erfahrung.
Kompetenz Nr. 6: Übernimm Verantwortung.
Die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen ist nicht angeboren. Sie ist das Ergebnis von Erziehung, Bildung, Prägung, geistigen Fähigkeiten und Auseinandersetzung mit Lebensbedingungen. Trainiere dies im Kleinen wie im Großen. Und wälze deine Verantwortung nicht auf andere ab, sodass du dich selbst in eine passive Rolle begibst. In der Regel geht es um dein Leben und deine Lebensqualität – und hier ist deine Verantwortungsbereitschaft gefragt!
Solltest du dich überrumpelt fühlen, probiere aus, dir Bedenkzeit zu erbitten. Und noch ein Tipp: Trainiere das Nein sagen erstmal in einfachen Situationen. So sammelst du positive Erfahrungen, was dich wiederum bestärken wird, das Nein sagen weiter zu trainieren.
Kompetenz Nr. 7: Fokussiere dich.
Ich wage zu behaupten, dass dies eine der wichtigsten Kompetenzen heute ist mit Blick auf die Energiekrise und die daraus resultierende Existenzangst. Wer wird heute nicht permanent beprasselt von Werbung, wer entwickelt keine Begehrlichkeiten, wenn er oder sie durch das World Wide Web stromert oder durch Social Media. Das Internet führt uns ständig vor Augen, dass wir Dinge benötigen, von denen wir gar nicht wussten, dass es sie gibt. Und wenn wir dann auch noch erleben, dass Nachbarn, Freunde, Familie diese Dinge schon besitzen… oh weia. Dann ist´s höchste Eisenbahn! Wir haben das heftige Bedürfnis mithalten zu müssen und wir müssen
- Haarverlängerungen, Maniküre, Pediküre, Wimpernverlängerungen etc. haben
- Abos auf Spotify, Netflix, Wow, Amazon Prime etc. abschließen
- eine hochprofessionelle Espressomaschine, einen Saugroboter, einen Kühlschrank mit Eiswürfelmaschine kaufen
- auf die Malediven, nach Island und Südafrika fliegen
- sowieso dreimal im Jahr Urlaub buchen
- diese eine hippe Couch besitzen
- ein bestimmtes Auto fahren
- zu Silvester 300 EUR in zwei Minuten in die Luft knallen
- einen besonderen Lifestyle pflegen
Uff.
Was ist wirklich wichtig?
Ich kann dir nur raten: Fokussiere dich. Was ist wirklich wichtig? Ich will mich nicht zum Vorbild hochschwingen, denn ich nicht perfekt. Doch habe ich schon vor einer Weile angefangen, mich kritisch zu hinterfragen:
Meine letzte Flugreise fand im Jahr 2008 statt. Mein Auto ist 10 Jahre alt, mein Sofa ist selbstgebaut Und ja, es liegt bei mir im Schrank nicht nur eine Tasche mit Logo. Ich bin nicht unfehlbar. Aber mittlerweile ist mir klar, dass ich mit schicken Täschchen nicht mehr Lebensqualität gewinne.
- In allen Krisenzeiten,
- immer wenn es drauf ankommt,
- jedes Mal wenn du nicht weißt, ob du dir dein Leben noch leisten kannst,
dann besinn dich bitte auf das wirklich Wichtige.
Während der Corona-Pandemie konnte man in der Gruppe der Soloselbständigen gut beobachten, welche Unternehmer:innen gut durch die Krise kamen: Es waren eben jene, die sich auf die zuvor genannten Kompetenzen konzentriert haben. Du siehst: Diese Kompetenzen sind erprobt.
(Ich habe zu dem Thema in einem ganz anderen Zusammenhang einen fachjournalistischen Artikel geschrieben. Wenn es dich interessiert, kannst du ihn hier lesen: Soloselbständig in der Corona-Krise. Rückblick und Ausblick nach einem Jahr Pandemie.)
Existenzangst durch Selbstfürsorge meistern
Was bedeutet Selbstfürsorge bei Existenzangst bzw. in Krisenzeiten? Du solltest dich unbedingt auf deine Grundbedürfnisse besinnen: An erster Stelle steht hier die Beziehung zu anderen.
Teile deine Sorgen mit Menschen, die dich verstehen und unterstützen können.
Rede mit Menschen, denen du vertraust. Diese können dir helfen, einen gesünderen Umgang mit deinen Ängsten zu finden, indem sie dir zuhören, Verständnis zeigen und dich ermutigen. Das muss kein Profi im Bereich Therapie oder Coaching sein. Ein starkes Netzwerk von Freunden und Familienmitgliedern kann eine große Stütze sein. Dies ist wissenschaftlich erwiesen. Mehr dazu findest du in meinem Blogbeitrag „Mein soziales Netz – der entscheidende Faktor bei der Selbstwertstärkung und der Stressbewältigung“ Wissenschaftlich wurde die immense Bedeutung von sozialen Kontakten herausgearbeitet in einer Metaanalyse, die 148 Studien mit über 300.000 Teilnehmenden umfasste: Social Relationships and Mortality Risk: A meta-analytic review. Holt-Lunstad et al. Das Abstract zur Meta Analyse kannst du hier einsehen (engl. Text).
Stärke deinen Selbstwert.
Je ausbalancierter du bist und je mehr du weißt, dass du grundsätzlich ein wertvoller Mensch bist, desto leichter wird es dir fallen, dich immer wieder zu hinterfragen und neu zu erfinden. Ein starker Selbstwert setzt sich aus Selbstvertrauen, Selbstakzeptanz, einem stabilen sozialen Netz und sozialer Kompetenz zusammen. Du findest hierzu auf meiner Webseite eine mehrteilige Serie, die dir hilft, deinen Selbstwert zu steigern. Diese Serie beginnt mit diesem Artikel: Selbstwert durch Selbstakzeptanz
Mach dir bewusst, in welchen Bereichen du Kontrolle und Einflussmöglichkeiten hast – und was du eben nicht in der Hand hast.
Existenzangst geht meist eben auch mit einem Gefühl von Kontrollverlust einher. Du hast den Eindruck, du hast es nicht mehr im Griff, alles entgleitet dir. Ist die Angst erst mal da, wirst du wahrscheinlich auch schnell verallgemeinern: „Ich habe GAR KEINEN Einfluss mehr auf den Lauf meines Lebens. Und das wird jetzt FÜR IMMER so bleiben.“ Damit wird alles noch schlimmer gefühlt.
Tatsache 1: Du kannst nur kontrollieren, was du tust.
Wir haben wirklich nur sehr wenig wirklich unter Kontrolle – nämlich nur die Dinge, die wir dann auch tun. Nutze diese Tatsache! Übe im Kleinen bewusst Kontrolle aus auf dein Leben. Damit beweist du dir, dass du in Teilen dein Leben doch im Griff hast. Ja, du hast keinen Einfluss auf die Kostensteigerung. Aber du kannst energiesparende Geräte nutzen und du kannst deine Gerätenutzung ändern. Auch wenn du kein Geld für einen neuen Kühlschrank hast, kannst du mit einem veränderten Verhalten doch schon etwas sparen (Stecker aus den Steckdosen, nicht in der ganzen Wohnung abends Licht brennen lassen, nicht jeden Abend Fernsehen, nicht immer den Geschirrspüler nutzen, sondern von Hand abwaschen etc.)
Tatsache 2: Vermeide übersteigerte Kontrolle.
Kontrollsucht raubt dir viel Energie und blockiert dich. Übe dich stattdessen in Akzeptanz. Und falls du bemerkst, dass dieses übersteigerte Bedürfnis nach Kontrolle zum Zwang geworden ist, suche dir bitte zügig professionelle Hilfe. Denn eine Zwangsstörung macht deine Existenzangst nicht besser.
Erkenne, was dir Freude bereitet.
Lebe unbedingt auch in Krisen dein Grundbedürfnis nach Lustgewinn aus! Ja, auch wenn das Leben ernst ist, darf und sollte es unbedingt leichte Momente geben, in den du Spaß hast, auftanken kannst und dich wohlfühlst. Hier ist jeder Mensch unterschiedlich. Mach du dir bitte bewusst, was dir guttut. Schreib auf, was dir Vergnügen bereitet, und dann komm natürlich auch ins Tun! Vielleicht erkennst du hier auch, dass oftmals kleine Dinge schon ausreichen:
- Endlich mal wieder mit der besten Freundin einen Kaffee trinken.
- In die Natur gehen.
- Mit dem Kind oder dem Haustier spielen.
- Ein Fußbad genießen.
- Den Lieblingssong hören.
- Ein tolles Buch lesen.
Lebe sinnvoll.
Nach meiner Meinung ist dieses übergeordnete Bedürfnis sehr wichtig und äußerst hilfreich. Sobald du dein Tun als sinnvoll erlebst, kannst du es in der Regel besser aushalten, wenn eines der zuvor genannten Grundbedürfnisse mal unterversorgt ist aufgrund einer Krise.
Fazit
Ja, wir sind gebeutelt von Krisen – den großen, gesellschaftlichen und den kleinen, individuellen. Das war immer so und es wird auch so bleiben. Denn das ist das Leben. Und das ist nie sicher, wobei wir auch sagen müssen, dass unser Leben nie sicherer war als heute. Und trotzdem können aktuelle Krisen wie die Energiekrise eine Existenz aus der Balance bringen. Solltest du davon betroffen sein, prüf bitte für dich, ob einer der oben genannten Impulse dir einen passenden Wink gibt. Und erlaube dir unbedingt, Hilfe anzunehmen. Damit zeigst du sehr viel Eigenverantwortung. Und ich persönlich bin überzeugt davon, dass es immer einen Weg gibt.
Alle Abonnenten meiner Impulse-Post bekommen übrigens immer in irgendeiner Form die Möglichkeit, noch tiefer ins Thema tauchen zu können – mal durch Übungsimpulse, mal durch den Austausch mit mir.
Du willst zukünftig auch diese Impulse erhalten?
Dann hüpf gern in den Verteiler! Ich schenke dir sogar einen ersten, umfangreichen Impuls: Einen Balance-Check, der dir zeigt, wie sehr du in deinem Leben im Gleichgewicht bist.