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Anpassungsstörung: Anna´s Erfahrungen

Teil 1

Moin, ich bin Anna. Und ich will dir heute erzählen von meiner Anpassunsgstörung. Ich bin 42 Jahre alt und war bis letztes Jahr Angestellte in der Sachbearbeitung. Mein Kind ist in der Betreuung, während ich arbeite. Und obwohl ich eigentlich happy bin mit Haus, Partnerschaft, Kind und Job, dachte ich: Das kann doch nicht alles sein. Du hattest doch immer Träume! Ein Traum war immer die Selbständigkeit: Von daheim arbeiten, freie Zeiteinteilung, genau das machen, worauf ich Lust habe. Mein Partner hat mich ermutigt: Wann, wenn nicht jetzt?!

Und ich dachte mir, dass er recht hat. Ich wusste, dass ich alles kann, was eine virtuelle Assistentin können muss. Ich kann richtig gut Texte schreiben, bin pünktlich und zuverlässig. Meine Idee war, als Copy Writerin in die Selbständigkeit zu gehen.

Was ist eine Anpassungsstörung?

Die Anpassungsstörung ist eine psychische Reaktion auf belastende Lebensumstände, die von Veränderungen geprägt sind. Sie zeigt sich durch verschiedene, individuell unterschiedlich stark ausgeprägte Symptome, die nicht nur das emotionale Wohlbefinden beeinträchtigen, sondern auch den Alltag erschweren können. Entscheidend für die Diagnose ist, dass es einen klaren Auslöser gibt, der den ersten Symptomen zeitlich nahe liegt. Mehr zur Anpassungsstörung findest du übrigens hier

Anna fühlte sich auf einmal völlig überfordert von der neuen Situation, obwohl sie sich so auf ihre Selbständigkeit gefreut hatte. Diagnose Anpassungsstörung.

Anpassungsstörung: Anna´s Erfahrungen 

Teil 2

Ja, die Idee war also da und ich war Feuer und Flamme es meinem Chef zu erzählen und die Kündigung einzureichen. Mein Partner meinte, dass ich ruhig kündigen soll, um dann in Ruhe und fokussiert die Selbständigkeit nicht neben dem Allgestelltendasein aufzubauen. Gesagt, getan! Und ich war überzeugt davon, dass mein Kind nach der Kita nicht zur Betreung mehr muss, wenn ich eh daheim bin und an meinem Business arbeite. Das Geld für die Betreuung wollte ich sparen. 

Die ersten zwei Wochen war ich euphorisch. Aber dann merkte ich, dass ich doch weniger über den Aufbau einer Selbständigkeit wusste, als vermutet. Ich musste viel recherchieren, musste lernen. Und zwar voll konzentiert! Aber das war kaum möglich, denn nachmittags turnte mein kleines Kind um mich herum. Und dann war da die Haushaltsarbeit, die mich ständig angeglotzt hat. Himmel. 

Außerdem bemerkte ich noch etwas: Mir wurde schmerzlich klar, dass ich meine Kollginnen vermisste. Ich war den ganzen Tag alleine daheim. Kein Teeküchen-Getratsche oder Ähnliches. Puh, auf einmal prasselte alles auf mich ein. Es war zuviel.

Häufige Auslöser

Was kann dazu führen, dass du eine Anpassungsstörung entwickelst? Es gibt unzählige Lebensereignisse, die dich überfordern können. Das können tatsächlich sogar positive Ereignisse sein. Ich habe dir hier einmal ein paar typische Ereignisse zusammengestellt: 

Berufliche Veränderungen

Ein neuer Job, Jobverlust oder berufliche Überlastung sind häufige Auslöser für Anpassungsstörungen. Der Druck, sich schnell an neue Umstände anzupassen und gute Leistung zu bringen, kann überwältigend sein.

Persönliche Verluste

Der Verlust eines geliebten Menschen oder das Ende einer wichtigen Beziehung kann zu einer Anpassungsstörung führen. Die emotionale Belastung und die Notwendigkeit, sich an ein Leben ohne diese Person anzupassen, sind oft sehr herausfordernd.

Gründung Familie

Hochzeit, das Zusammenziehen oder auch die Schwangerschaft sind ja eigentlich schöne Ereignisse. Aber auch so etwas positiv Besetztes kann zu Überforderung führen, wenn du noch keine ähnlichen Erfahrungen gemacht hast. 

Anpassungsstörung: Anna´s Erfahrungen

Teil 3

Eigentlich bin ich ein sehr positiver Mensch. Aber auf einmal war das anders. Ich war nur noch gereizt, war nah am Wasser gebaut. Es fühlte sich fast an, als wenn ich ein Kleinkind wäre, das etwas tun soll, was es nicht kann. Mein Verstand hat gleichzeit geschimpft „Reiß dich zusammen.“ Aber dieser innere Kampf hat es nur schlimmer gemacht.

Ich habe nicht mehr gut geschlafen. Nachts habe ich Gedanken gewälzt. Entsprechend müde und platt war ich tagsüber. Und natürlich habe ich deshalb auch nichts mehr auf die Reihe bekommen. Dazu diese ständige innere Unruhe, dieses Getrieben sein, dass ich es doch endlich mal voran bringen muss mit meiner Selbständigkeit. 

An den Wochenende, wenn wir sonst schöne Dinge unternommen haben, habe ich Kopfschmerzen vorgeschoben. Ich wollte niemanden treffen. 

Irgendwann fragte mein Partner, ob alles in Ordnung sei. Ich wäre so komisch in letzter Zeit. Da bin ich dann heulend zusammengebrochen. Wir haben am selben Tag noch nach einer Therapeutin gesucht. Denn wir dachten, dass ich eine Depression hätte. In den ersten Therapiesitzungen kam dann aber raus, dass ich eine Anpassungsstörung habe. 

Schlussfolgerung

Anpassungsstörungen sind eine ernste, aber behandelbare Erkrankung. Mit der richtigen Unterstützung und den passenden Strategien können Betroffene lernen, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen und wieder zu einem erfüllten Leben zurückzufinden.

Wenn du dich in einer ähnlichen Situation befindest, zögere nicht, Hilfe zu suchen. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein wichtiger Schritt, um wieder stabil im Leben stehen zu können.

FAQs

Was ist der Unterschied zwischen Anpassungsstörung und Depression?

Eine Anpassungsstörung ist eine kurzfristige Reaktion auf einen spezifischen Stressor, während Depression sich über einen längeren Zeitraum aufbaut und in der Regel mehrere Auslösefaktoren aufweist.

Wie lange dauert eine Anpassungsstörung in der Regel?

In der Regel dauert eine Anpassungsstörung nicht länger als sechs Monate nach dem Ende des Stressors.

Kann eine Anpassungsstörung ohne Behandlung verschwinden?

Ja, sie kann von selbst abklingen, aber professionelle Hilfe beschleunigt oft die Genesung und verhindert Rückfälle.

Welche Unterstützung können Angehörige bieten?

Angehörige können emotionale Unterstützung, Geduld und Verständnis bieten sowie bei der Suche nach professioneller Hilfe helfen.

Gibt es Selbsthilfemethoden für Betroffene?

Ja, Techniken wie Stressbewältigung, gesunde Lebensgewohnheiten und Achtsamkeitstraining können Betroffenen helfen, besser mit ihrer Situation umzugehen.