Krank wegen Stress am Arbeitsplatz: Ein Leitfaden
Einleitung
In unserer hektischen Arbeitswelt ist Stress zu einem allgegenwärtigen Problem geworden. Immer mehr Arbeitnehmer*innen lassen sich krankschreiben wegen Stress: Viele fühlen sich im Job überlastet und ausgebrannt, was oft zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen kann. Falls du davon auch betroffen bist, lies unbedingt weiter. In diesem Artikel werden wir uns eingehend mit dem Thema Stress am Arbeitsplatz befassen, von den Ursachen über die Auswirkungen bis hin zu Präventionsstrategien und Bewältigungsmechanismen.
Definition und Ursachen von Stress am Arbeitsplatz
Was ist Stress?
Stress ist eine natürliche Reaktion deines Körpers auf herausfordernde Situationen. Wenn es stressig ist, aktiviert dein Körper dein sogenanntes „Fight-Flight-Freeze“-System, das dich in Alarmbereitschaft versetzt. Kurzfristiger Stress kann auf dich motivierend wirken, aber chronischer Stress kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen. Ganz viel zu diesem Thema findest du hier in der Psycho-Infothek.
Psychischer Stress und seine Auswirkungen
Physische und psychische Folgen von Stress
Langfristiger Stress kann eine Vielzahl von physischen und psychischen Problemen verursachen, zum Beispiel:
- Herzkrankheiten
- Bluthochdruck
- Schlafstörungen
- Angstzustände
- Depressionen
Auch das Immunsystem wird geschwächt, was die Anfälligkeit für Infektionen erhöht. Mehr zu den Stress-Folgen findest du hier.
Krank wegen Stress am Arbeitsplatz: Krankmeldung
Wenn der Stress zu stark wird und deine körperliche und psychische Gesundheit ernsthaft beeinträchtigt ist, kann eine Krankmeldung notwendig sein. Dies gibt dir als betroffene Person die Möglichkeit, dich zu erholen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dies kann helfen, eine Verschlimmerung der Symptome zu verhindern. Also spiel nicht die Starke/ den Starken und geh völlig erschöpft zur Arbeit. Stress ist zwar keine Krankheit, aber du hast bereits gelesen, dass Dauerstress dich krank machen kann.
Rechtliche Aspekte und Arbeitgeber*innen-Information
Wusstest du, dass in vielen Ländern Arbeitnehmer*innen das Recht auf Krankmeldung haben bei stressbedingten Erkrankungen? Es ist natürlich wichtig, die Personalabteilung bzw. Unternehmensführung so früh wie möglich zu informieren und gegebenenfalls ein ärztliches Attest vorzulegen. Wenn du dich krankschreiben lässt aufgrund von Stress, sei dennoch fair dem Team am Arbeitsplatz gegenüber. Denn deine Aufgaben müssen umverteilt werden, während du daheim regenerierst.
Stress am Arbeitsplatz: Statistik
Krank wegen Stress – Zahlen und Fakten
Statistiken zeigen, dass ein hoher Prozentsatz der Arbeitnehmer*innen heutzutage unter Stress im Beruf leidet. Laut Studien fühlen sich viele Arbeitnehmer*innen regelmäßig gestresst, was sich negativ auf ihre Gesundheit und Leistung auswirkt. Die DAK gibt alljährlich den Psych-Report raus. Ich habe dir hier mal zwei aktuelle Grafiken aus dem Report rausgepickt (den gesamten Report findest du hier):
Trends und Entwicklungen
In den letzten Jahren ist zum Glück das Bewusstsein für Stress am Arbeitsplatz gestiegen. Immer mehr Unternehmen erkennen die Bedeutung von Stressmanagement und investieren in entsprechende Programme und Maßnahmen. Ich finde es allerdings sehr wichtig, dass hierbei eben nicht halbherzig vorgegangen wird – nach dem Motto „Wir machen einmal im Jahr einen Gesundheitstag. Mehr brauchen wir nicht zu tun.“
Vielmehr muss grundlegend auf das Miteinander – Stichwort „soziale Kompetenz“ – und mögliche strukturelle Probleme geschaut werden. Eine Mitarbeiterin kann noch so viele Entspannungskurse machen, soziale Inkompetenz oder Probleme in der Struktur werden dadurch nicht gelöst.
Krank durch Stress am Arbeitsplatz
Anzeichen und Symptome
Zu den häufigsten Symptomen von stressbedingten Erkrankungen gehören:
- Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- Konzentrationsprobleme
- Reizbarkeit
Bei ernsthaften Fällen können auch Panikattacken und körperliche Beschwerden auftreten. Ganz oft bemerkt als erstes das Umfeld, dass Kolleg*in XY auf einmal so anders ist, ständig eine kurze Zündschnur hat oder immer wieder in Tränen ausbricht. Und es wäre einfach wünschenswert, wenn diejenigen, die dies beobachten, den Mut haben, es anzusprechen. So ist viel schneller allen geholfen und es kommt vielleicht gar nicht zu Fehltagen.
Langfristige gesundheitliche Auswirkungen
Chronischer Stress kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen wie Herzkrankheiten, Diabetes und psychischen Erkrankungen führen. Davor ist wirklich niemand geschützt. Es ist daher wichtig, frühzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Und vor allem ist es wichtig, auf eine neue Art mit Erschöpfung umzugehen. Das ist übrigens auch für Führungskräfte wichtig. Die Erwartung „Wer erschöpft ist, kann trotzdem leisten“ ist falsch. Hier greift sehr schnell das Präsentismus-Phänomen, was betriebswirtschaftliche Konsquenzen hat.
Mehr zu den typischen und auch untypischen Stress-Symptomen findest du hier und hier.
Auswirkungen auf die Arbeitsleistung
Hohe Belastungen und Stress können zu
- Konzentrationsproblemen,
- Fehlern und
- einem Rückgang der Produktivität
führen. Auch die Entscheidungsfähigkeit kann beeinträchtigt werden. All das kann dazu beitragen, dass mehr Fehler gemacht werden und die Produktivität sinkt. Langfristig betrachtet können dies die Folgen sein:
- Anstieg der Fehlzeiten
- Verschlechterung des Arbeitsklimas
- höhere Fluktuationsrate
Was ist Präsentismus?
Präsentismus bezeichnet das Arbeiten trotz Krankheit. Dieses Verhalten birgt Risiken nicht nur für die erkrankte Person, sondern auch für das Unternehmen. Wer trotz Krankheit arbeitet und sich nicht schont, läuft Gefahr, die Erkrankung zu verschleppen bzw. zu verschlimmern. Außerdem ist es möglich, dass andere Kolleg*innen sich anstecken (dies gilt natürlich nur für Virus-Infektionen und nicht für psychische Erkrankungen). Und natürlich ist ein erkrankter Menschen weniger leistungsfähig und macht deshalb auch mehr Fehler – was Kosten verursachen kann für das Unternehmen.
Krank wegen Stress: Hauptursachen am Arbeitsplatz
Unterschied zwischen Stress und Belastung
Stress ist die Reaktion auf bestimmte Auslöser, während Belastung ein Zustand ist, der durch anhaltenden Druck entsteht. Beides kann die Arbeitsleistung beeinträchtigen, erfordert aber unterschiedliche Bewältigungsstrategien.
Zu den häufigsten Stressauslösern am Arbeitsplatz gehören
- Überlastung,
- Zeitdruck,
- mangelnde Kontrolle über die Arbeitsprozesse,
- unsichere Beschäftigungsverhältnisse,
- Konflikte mit Kolleg*innen bzw. Führungskräften und
- unklare Erwartungen.
Mehr dazu findest du hier.
Stress, Mobbing und Burnout am Arbeitsplatz
Zusammenhang und Unterschiede
Mobbing und Burnout sind ganz eng mit Stress verbunden. Während Mobbing durch feindseliges Verhalten von Kolleg*innen oder Führungskräften verursacht wird, ist Burnout das Ergebnis von chronischem Stress und andauernder Überlastung. Immer wieder beobachte ich, dass Mobbing und Burnout eng verzahnt sind miteinander. Hier denke ich zum Beispiel an Gesa, die in einer Werbeagentur tagtäglich Druck erlebt. Gleichzeitig leidet sie unter Kollegin Ines, die versucht ihren eigenen Stress zu kompensieren, indem sie Gesa mobbt. Ines nutzt es aus, dass die Führungskraft mit der Führungsaufgabe überfordert ist und dass der permanente Zeitdruck Kommunikationsmöglichkeiten verhindert.
Präventionsmaßnahmen
Um Mobbing und Burnout zu verhindern, sollten klare Verhaltensregeln und ein respektvoller Umgang im Team gefördert werden. Regelmäßige Schulungen und ein offenes Ohr für die Anliegen der Mitarbeitenden sind ebenfalls hilfreich. Führungskräfte sollten unbedingt in der Lage sein, wirklich Menschen zu führen. Hierbei spielen nicht nur erwerbbare Kompetenzen eine Rolle, sondern auch die Persönlichkeit der Führungsperson. Ich muss es sehr deutlich sagen: Einem Menschen mit ausgeprägten narzisstischen Zügen spreche ich die Führungsfähigkeit ab.
Stressprävention am Arbeitsplatz
Warum ist Prävention wichtig?
Die Prävention von Stress ist entscheidend, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Belegschaft zu gewährleisten. Nur so kann verhindert werden, dass Mitarbeitende sich wegen Stress krankschreiben lassen. Derartige Maßnahmen sind nicht für die einzelnen Personen hilfreich. Prävention ist nicht Privatsache, sondern ein wichtiger Unternehmensfaktor. Denn durch präventive Maßnahmen kann auch die Produktivität gesteigert und die Fluktuation reduziert werden.
Praktische Tipps zur Stressvermeidung
- Klare Kommunikation der Erwartungen
- Realistische Zielsetzungen
- Regelmäßige Pausen
- Förderung eines positiven Arbeitsklimas
- Zugang zu Ressourcen für Stressbewältigung
Stressbewältigung am Arbeitsplatz
Effektive Bewältigungsstrategien
Effektive Stressbewältigung beinhaltet sowohl kurzfristige als auch langfristige Strategien. Kurzfristige Maßnahmen können Entspannungstechniken und kurze Pausen sein. Langfristig helfen regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung, das Erlernen von Stressbewältigungstechniken und ein ausgewogenes Arbeitsleben.
Sofortige Maßnahmen
Bei akutem Stress können Entspannungstechniken wie tiefes Atmen, kurze Spaziergänge oder das Hören beruhigender Musik helfen. Auch das Gespräch mit einer vertrauenswürdigen Person aus dem Kolleg*innenkreis kann entlastend wirken.
Unterstützung durch Arbeitgeber*innen und Kolleg*innen
Ein unterstützendes Arbeitsumfeld ist entscheidend. Arbeitgeber*innen sollten Schulungen zur Stressbewältigung anbieten und eine offene Kommunikation fördern. Kolleg*innen können durch gegenseitige Unterstützung und Zusammenarbeit helfen.
Individuelle und organisatorische Ansätze
Individuell können Mitarbeitende durch gesunde Lebensgewohnheiten und Stressbewältigungstechniken zur Reduzierung von Stress beitragen. Organisatorisch sollten Arbeitgeber*innen Maßnahmen zur Verbesserung des Arbeitsklimas und zur Unterstützung der Mitarbeitenden ergreifen.
Beispiele aus der Praxis
Beispiele erfolgreicher Maßnahmen sind flexible Arbeitszeiten, Gesundheitsprogramme, regelmäßige Pausen und die Förderung eines positiven Arbeitsumfeldes.
Anti-Stress-Übungen am Arbeitsplatz
Praktische Übungen zur Entspannung
Zu den effektivsten Übungen gehören tiefes Atmen, progressive Muskelentspannung und kurze Meditationspausen. Auch Dehnübungen und leichte Bewegung können helfen.
Integration in den Arbeitsalltag
Diese Übungen lassen sich leicht in den Arbeitsalltag integrieren, indem man regelmäßig kurze Pausen einplant und sich bewusst Zeit für Entspannung nimmt.
Fazit
Stress am Arbeitsplatz ist ein ernstzunehmendes Problem, das sowohl die Gesundheit der Mitarbeiter als auch die Produktivität des Unternehmens beeinträchtigen kann. Durch präventive Maßnahmen, effektive Bewältigungsstrategien und ein unterstützendes Arbeitsumfeld kann Stress jedoch erfolgreich reduziert werden.
FAQs
Was kann ich tun, wenn ich mich wegen Stress krankmelden muss?
Eine Krankmeldung kann helfen, sich zu erholen. Informiere deinen Arbeitgeber frühzeitig und lege ein ärztliches Attest vor.
Welche Rolle spielt der Arbeitgeber bei der Stressbewältigung?
Arbeitgeber sollten ein unterstützendes Arbeitsumfeld schaffen, Schulungen anbieten und die Kommunikation fördern.
Wie kann ich Stress langfristig vorbeugen?
Regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und das Erlernen von Stressbewältigungstechniken sind entscheidend. Auch eine ausgewogene Work-Life-Balance hilft.
Was sind die häufigsten Ursachen für Stress am Arbeitsplatz?
Überlastung, Zeitdruck, schlechte Arbeitsbedingungen und zwischenmenschliche Konflikte sind die häufigsten Ursachen.
Wie wirken sich Stress und Belastung auf die Arbeitsleistung aus?
Stress und hohe Belastungen können die Konzentration und Produktivität beeinträchtigen und zu Fehlern führen.