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Ich möchte heute mit dir die Frage nach persönlichem Stress und  psychischer Belastung kreativ angehen. Es kann sein, dass dich die Lage wegen Corona aktuell stresst. Es ist aber auch möglich, dass dir etwas ganz anderes das Leben schwer macht. Für unser Gedankenexperiment ist das egal.

Ich will mit dir über Tatsachen und Probleme einerseits sowie Entscheidungen und Wissen andererseits sprechen – in der Hoffnung, dass dir diese Impulse helfen, deine psychische Belastung noch einmal neu zu betrachten.

Akzeptanz in Zeiten von Corona bedeutet auch: Abstand halten

Bist du bereit für ein paar persönliche Überlegungen?

Vorausgesetzt, eine Situation belastet dich momentan: Kannst du exakt sagen, was genau so belastend ist? Nimm dir bitte mal einen Moment Zeit schnapp dir Papier und Stift. Denk über deine Belastung nach. Ich möchte, dass du zum Kern vordringst, sodass du genau erkennst, was dich stresst und belastet. Lass uns loslesen mit dem Experiment:

Schreib oben auf das Papier deinen persönlichen Belastungssatz. Einen Satz, mehr nicht. Und der ist bitte nicht 25-fach verschachtelt 😉 Sobald du den Satz aufgeschrieben hast, stell dir neugierig die Frage: „Was ist das Schlimme daran?“ 

Frag dich dies bitte so, als wenn du von der Belastung nicht betroffen wärst. Oder stell dir vor, ich stelle dir die Frage.

Die Antwort schreibst du wieder auf. Anschließend stell dir erneut die Frage. Das setzt du immer weiter fort: Antwort aufschreiben, Frage stellen usw. Auf diese Weise erreichst du den Kern deines Thema. Wenn du den zufassen hast, kommt das Eigentliche!

Die Ursache der psychischen Belastung: Tatsache oder Problem?

In unserer schnelllebigen Zeit bringen wir manchmal Dinge durcheinander. Du, das ist normal und menschlich! Zugleich kann dieses Durcheinanderbringen schon blöde Auswirkungen haben. Besonders ätzend ist das aber, wenn wir uns selbst dadurch stressen. Und zwar unnötig!

Wie kommt es zu diesem unnötigen Stress und was hat es mit dem Durcheinander auf sich? Das will ich dir erklären: Schau dir bitte mal dein Leben bzw. deinen Alltag an.

Stimmst du mir zu, dass es da gewisse Tatsachen gibt? Falls du fragst, was genau Tatsachen sind, ersetze gern das Wort durch „Fakten“. Egal, ob Tatsache oder Fakt – es handelt sich hier um etwas unumstößlich Wahres. Dazu kann es keine zwei Meinungen geben. Hier ein paar Beispiele:

  • Die Ampel ist rot.
  • Der Himmel ist wolkenlos.
  • Die Glasvase ist zerbrochen.
  • Ich bin schwanger. (Nein, ich bin es nicht – es ist nur ein Beispiel!)

Erkennst du´s? Die Sache ist jeweils eindeutig und klar:

  • Eine Ampel kann nicht lilagestreift sein.
  • Am Himmel sind entweder Wolken oder eben nicht.
  • Am Boden liegen die Scherben der Glasvase oder nicht.
  • Niemand kann ein bisschen oder halbschwanger sein.

Ist die Tatsache wirklich das Belastende?

Jetzt greif dir bitte noch einmal dein Blatt Papier: Handelt es sich um eine Tatsache, was du als Stress und Belastung in deinem Leben identifiziert hast? Ist das, was auf deinem Papier steht, mit den oben genannten Beispielen vergleichbar?

Nicht wenige Menschen tappen in die Tatsachen-Falle: Tatsachen werden allzu gern mit Problemen verwechselt.

Mit Blick auf alle Fakten und Tatsachen haben wir nur eine einzige Möglichkeit: Akzeptanz dessen, was ist.

  • Es ist so, dass die Vase zerbrochen ist.
  • Ja, ein Virus exisitiert, gegen den es derzeit kein Medikament gibt.
  • Tatsächlich regnet heute.

Ich kann toben, fluchen, weinen, verzweifeln – den Fakten ist das völlig egal. Tatsaschen bleiben, wie sie sind.

ABER jetzt kommt etwas Wichtiges:

Aus Tatsachen entstehen sehr oft Probleme. Meine Probleme, deine Probleme. Beispiel-Probleme:

  • Es stresst mich, dass ich zu spät komme, weil alle Ampeln rot sind. Ich befürchte, dass die Kunden schlecht von mir denken.
  • Ich bin so traurig, dass die Vase zerbrochen ist, denn sie hat mich an Tante Hilde erinnert, die vor sechs Monaten verstorben ist.
  • Ich bin verunsichert, weil ich schwanger bin und deshalb nicht weiß, wie alles weitergehen soll.

So anstrengend wie Probleme sind, so gut ist die Tatsache (!), dass sie ganz individuell und VERÄNDERBAR sind. Denn ich kann das Folgende lernen,

 

  • mit meinen inneren Anteilen anders umgehen
  • Situationen aus einem anderen Blickwinkel betrachten
  • meinen Gefühlen Raum geben
  • einen anderen Weg einschlagen
Wenn ich einen neuen Weg ausprobiere, kann sich meine psychische Belastung verringern.

Wissen versus Entscheidung: Was hilft bei psychischer Belastung?

In diesen Zeiten sind wir alle mit einer Situation konfrontiert, die niemand zuvor auf diese Weise erlebt hat. Fakt (!) ist, wir sitzen alle im selben Boot und wissen nicht, wann was wie sein wird.

Lass uns ein Gedankenspiel machen:

Stell dir vor, ein Zauberer könnte dich wegbeamen. An einen Ort, den du nicht kennst. Der Zauberer beamt dich mitten in einen riesigen Wald. Um dich herum nur Bäume, Bäume, Bäume. Alles sieht gleich aus. Nirgends ist ein Weg zu erkennen. Es gibt keinen Orientierungspunkt. Geh wirklich mal in diese Vorstellung hinein und überlege dir, was du tun würdest. Würdest du:

  • einfach dort bleiben, ein Lager einrichten und warten, dass dich jemand findet?
  • loswandern in der Hoffnung, dass du auf eine Straße oder ein Dorf stößt?

Welche Entscheidung ist die richtige: dableiben oder losgehen? Hast du darauf eine Antwort?

Bevor wir diese Frage beantworten habe ich eine wichtige Zwischenfrage. Wir schlagen mal fix einen Bogen:

Bist du gut in Mathe? Dann rechne doch bitte einmal 1 + 1. Was ergibt das? 2 oder 47? Was meinst du? Glaubst du, dass 2 die richtige Antwort ist? Bist du dir sicher? Und ist deine Antwort eine Entscheidung gewesen oder beruht sie auf Wissen?

Psychische Belastung entsteht durch Unklarheit

Wenn ich vorher weiß, was richtig ist, dann ist meine Antwort oder mein Handeln keine Entscheidung, sondern Wissen. Natürlich ist 1 + 1 = 2. Das ist Wissen. Entscheidungen benötigen immer die Akzeptanz von Risiken. Treffe ich eine Entscheidung, kann ich scheitern oder gewinnen.

Im Beispiel oben könnte es gut sein, dass die Entscheidung, ein Lager einzurichten, richtig ist, weil vielleicht gefährliche Tiere in dem Wald unterwegs sind. Es könnte genauso gut sein, dass die andere Entscheidung die richtige ist, weil ganz in der Nähe eine Straße liegt. Es stresst uns enorm, wenn wir keine Klarheit haben. Und gleichzeitig rutschen wir in diesen Momenten in eine Entscheidungsambivalenz:

Ich muss erst wissen, was es heißt richtig zu handeln – dann kann ich loslegen. Entscheidungen beinhalten aber per se das Nicht-Wissen. Es besteht also die Gefahr, dass wir in diese Falle tappen: Entscheidungen werden mit Wissen verwechselt. Leider, leider funktioniert das nicht. Ich kann bei Entscheidungen nicht das notwendige Wissen haben, weil mir schlichtweg die vollumfängliche Erfahrung fehlt:

Ich kann nicht wissen, was dabei rauskommt, wenn ich den linken oder rechten Weg wähle, wenn ich warte oder losmarschiere. Ich kann es lediglich ausprobieren, um eine Erfahrung zu machen und daraus eine Erkenntnis zu ziehen. Bei jeder Entscheidung stehe ich vor der Wahl:

  • entweder oder
  • sowohl als auch
  • weder noch

Entscheidungen mit und ohne Wissen

Und so stehen wir Menschen in diesen Tagen immer wieder vor Entscheidungen, bedingt auch durch den Corona-Virus. Niemand kann mit Sicherheit sagen, dass jener Weg richtig ist und dieser Weg falsch. Erst in dem Moment, wo wir auf stichhaltige, faktenbasierte Erfahrungswerte zurückgreifen können, können wir Entscheidungen leichter treffen. Denn wir kennen Tendenzen.

Wenn zum Beispiel jemand überlegt Schlafmittel zu nehmen, weil der Schlaf gestört ist, dann ist es Fakt, dass Arzneien, die zur Gruppe der Schlaf- und Beruhigungsmittel zählen, zu einer schwerwiegenden, körperlichen Abhängigkeit führen können nach sechs bis acht Wochen der täglichen Einnahme. Die betroffene Person kann also besser für sich entscheiden, ob es gut ist, das Medikament länger einzunehmen.

Du siehst also: Je mehr Wissen du hast, umso größer ist die Chance, dass du weniger gestresst bist. Nicht-Wissen belastet.

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Fazit: Psychische Belastungen reduzieren…

… kannst du, indem du nicht (mehr) in diese Fallen tappst:

  • Falle 1: Probleme mit Tatsachen verwechseln
  • Falle 2: Entscheidungen mit Wissen verwechseln

Wenn du deinen Stress reduzieren willst, dann:

  • Werde dir darüber klar, was dich belastet.
  • Erarbeite dir ein maximales Maß an Klarheit, indem du dir faktenbasiertes Wissen verschaffst.
  • Lerne Tatsachen zu akzeptieren (Ja, ich weiß, einfach geht anders).
  • Arbeite an deinem Problem (Wenn du dabei Hilfe brauchst, sprich mit mir).
  • Erkenne, wann du etwas entscheiden musst und in welchen Momenten du etwas genau weißt.
  • Akzeptiere bei allen Entscheidungen das Risiko, dass es anders ausgehen kann, als von dir gewünscht.

Achtsamkeit und Akzeptanz sind in belastenden Situationen Schlüssel-Fähigkeiten im Allgemeinen und gerade in so besonderen Zeiten wie den jetzigen.

Aber jetzt bist du dran! Dadurch, dass viele Menschen übermäßig belastet sind durch die „corona-bedingten“ Einschränkungen und Lebensveränderungen, hast du die Möglichkeit, hier unter dem Artikel dein Erleben zu schildern.

Wie geht es dir mit der Corona-Zeit? Wie war es davor? Wie fühlt sich der Gedanke an die Zeit „danach“ an? Was belastet dich ganz besonders? Hier will ich dir nun Raum geben. Warum? Weil das Ansprechen von Belastungen schon zu einer ersten Entlastung führen kann!

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4 Kommentare

  1. Liebe Monika, ich kann deine Ängste und deine Frustration gut nachvollziehen. Ja, jeder Mensch geht auf seine Weise mit der Allgemeinsituation um – einige überschreiten mit ihrem Verhalten die Grenzen anderer. Andere Menschen werden wir nicht ändern können und zugleich können wir uns konsequent abgrenzen. Ich will dich ermutigen, immer wieder etwas zu sagen, wenn andere deine Grenzen verletzten. Und zugleich schau doch mal, zu welcher Uhrzeit du dich beim Einkaufen grundsätzlich wohler fühlst. „Früher“ bin ich ich in der Regel auf einem Samstagvormittag einkaufen gegangen. Das vermeide ich nun, zumal ich die Möglichkeit habe. Das sehe ich in erster Linie nicht als Vermeidungsverhalten, sondern als Denken für die Gemeinschaft. Wir können es nur gemeinsam schaffen. Und das heißt: mitdenken, umdenken, neu handeln. Ich freue mich, dass dir mein Artikel etwas Entlastung verschafft. Wann immer du merkst, dass deine Angst mit dir davongaloppiert: Sag dir bitte innerlich entschieden „Stopp!“, atme tief aus und spüre den Kontakt deine Füße zum Boden. Du kommst auf dem Boden der Tatsachen und damit im Jetzt an. Alles Gute für dich!

  2. Hallo! Ich bin grundsätzlich sehr ängstlich. Dieser Virus erzeugt jetzt teilweise bei mir Panik und noch mehr Panik bekomme ich, wenn ich in der Stadt all die Menschen jetzt sehr leichtfertig mit der Situation umgehen. Das sind doch erst kleine Lockerungen. Wir haben noch keinen Zustand wie vor Corona. Trotzdem benehmen sich einige so und ich fühle mich dadurch bedrängt. Eben auch real, zum Beispiel im Supermarkt, wenn jemand viel zu dicht hinter mir steht. Und dann werde ich blöd angemotzt, wenn ich was sage. Der Artikel hilft mir, ein bisschen besser mit meiner Angst zurecht zu kommen. Ich verstehe, dass einfach insgesamt das Wissen fehlt und alle jetzt Entscheidungen treffen, die immer Risiken enthalten. Puh. Ein bisschen entlastet das. Aber die Angst ist halt immer noch da.

  3. Liebe Sabine, deine Wut kann ich total verstehen. Hast du schon mit deinem Freund darüber gesprochen? Kennt er deine Sorgen? Es wäre gut, wenn ihr beide über das Thema „Grenzen“ sprechen würdet: Was ist für dich (für ihn) noch okay und was nicht mehr? Welche Bitte richtest ihr gegenseitig an euch? Es wäre keine gute Idee, wenn nur die Bedürfnisse von einem von euch Raum bekommen. Die Paarherausforderung lautet: Gemeinsam etwas Drittes gestalten, womit ihr beide euch wohl fühlt. Alles Gute für euch!

  4. Was mich belastet aktuell: Ich gehöre zur Risikogruppe und mein Freund geht sehr locker mit dem Kontaktverbot um. Das macht mich wütend!