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Wenn du Stress hast, muss nicht zwangsläufig auch eine Krise (im Außen) bestehen. Jetzt ist seit ca. drei Monaten auch bei uns die Zeit eine so ganz andere und trotz des sommerlichen Pfingstwetters besteht sie fort, die Virus-Krise.

Vor einer Weile hatt ich bereits über Anpassung und Akzeptanz geschrieben. Du kannst das hier gern noch einmal lesen. Wenn du jetzt für einen Moment inne hältst und einen Blick zurück wagst: Wie sehr hast du dich an diesen anderen Alltag angepasst? An niemandem ist Corona spurlos bisher vorübergegangen. Jeder ist betroffen – auch wenn es vielleicht nur die Maskenpflicht beim Einkaufen ist.

Also, wie ist es bei dir? Wie umfangreich fiel deine Anpassung aus? Und wie wohl fühlst du dich damit? Sind die ursprünglichen Zwänge gefühlt immer noch Zwänge?

Stress und Krisen: ein anstrengendes Team

In meinen aktuellen Terminen mit Klienten und Patienten bekomme ich viel Einblick in die Veränderungen, die die vergangenen Wochen eingefordert haben. Lass uns auf Beispiele schauen:

Einige Menschen erleben die Krise als starke Belastung:

  • Wegfall der sozialen Kontakte sowohl im Privaten als auch im Beruflichen
  • Kurzarbeit bzw. Webbrechen von Aufträgen
  • Belastung durch Home Schooling
  • Einengung des Alltags (keine Ausflüge, keine Reisen)
  • Einschränkungen bei Hobbies (geschlossene Fitness-Studios)
  • Unwohlsein mit Blick auf den verpflichtenden Nase-Mund-Schutz

Andere finden durch die Krise aber auch ungeahnte Klarheit bzw Möglichkeiten:

  • freie(re) Zeiteinteilung durch Home Office
  • Zeitgewinn durch die Nutzung von Lebensmittel-Lieferdiensten
  • intensive Auseinandersetzung mit sich selbst wegen des Wegfalls vieler Termine

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Krise gleich Stress, Stress gleich Krise?

Die aktuelle Krise bedeutet also nicht automatisch, dass alles ganz dramatisch anders und wohlmögilch sogar schlimm für den Einzelnen ist. Jeder Mensch ist unterschiedlich in seiner Wahrnehmung und seinem Befinden.

Ja, die Krise fordert Anpassung und die Anpassungsreaktion ist ja per se eine Stress-Reaktion. Das hatte ich an anderer Stelle schon einmal erläutert. Erkenne ich aber diese Bewältigungsschritte als machbar, ist die körperliche Reaktion eine andere, als wenn ich die Veränderung eben nicht als händelbar ansehe.

Es ist wissenschaftlich sogar nachgewiesen, dass eines der schlimmsten Stress-Symptom – die Adernverengung – nicht auftritt, wenn eine Situation als bewältigbare Herausforderung erkannt wird! Ist das nicht das Hammer? Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie subtil die Körperreaktion ausfallen kann.

Doch ist es schon ein Unterschied, ob ich Stress habe, weil ich mich für das Picknick zu dünn angezogen habe und nun friere oder weil ich in meinem gewohnten Alltag durch zum Beispiel Corona massiv eingeschränkt bin.

Halten wir fest: Jeder nimmt Situationen im Außen auf seine oder ihre individuelle Weise wahr. Was einen stresst, stresst eine andere Person vielleicht noch lange nicht.

Stress und Krisen in Kombination fordern uns heraus

Stressen Werte? 

Doch noch mehr spielt eine Rolle, wenn wir auf unseren persönlichen Stress schauen: Ich würde die Frage hier oben nicht direkt mit einem Ja beantworten wollen. Auf indirekte Art können bestimmte Werte aber doch zu einem erhöhten Stresserleben beitragen. Ich will dir das an einem Beispiel verdeutlichen:

Der Wert „Freiheit und Selbstbestimmung“ ist für mich selbst ein sehr wichtiger Wert. Dieser Wert war mit ein Grund dafür, dass ich irgendwann den Schritt in die Selbständigkeit vollzogen habe. Klar, auch als Selbständige erlebst du nicht 100% Freiheit. Denn da gibt es ja immer einen „Kunden“ bzw. einen „Auftraggeber“, der die Einhaltung von Terminen vielleicht erwartet. Und hey, ich selbst habe ja zum Großteil derzeit ein Termingeschäft. Dennoch kann ich meinen Wert „Freiheit“ in der Selbständigkeit besser ausleben als im Angestelltenverhältnis. Jemand anders lebt denselben Wert vielleicht in einem anderen Lebensbereich aus: Das kann die Partnerschaft sein oder noch ein anderer Lebensbereich.

Die alles entscheidende Frage ist nun aber, wann ein Wert gegebenenfalls mit der Situation im Außen zusammenkracht. Und das ist in der Corona-Pandemie mit meiner Interpretatin des Wertes „Freiheit“ passiert. Auf einmal konnte ich nicht mehr so arbeiten, wie ich es wollte. Bäm!

Irgendwo habe ich jüngst gesagt, dass diese Pandemie die größte Achtsamkeitübung überhaupt darstellt. Sollte ich mich hier im Blog wiederholen, entschuldige bitte. Aber da diese Erkenntnis so wichtig ist, finde ich eine Wiederholung nur gerechtfertigt.

Also halten wir fest: Werte können aber müssen nicht zwingend zu einem erhöhten Stresserleben beitragen – insbesondere in Krisenzeiten.

Stressen Charakterzüge?

Auch dies sehe ich genauso wie das Wertethema zuvor: Bestimmte Charakterzüge können in Kombination mit einer äußeren Situation das Stresserleben verstärken. Lass uns das Beispiel von oben verallgemeinern und weiterspinnen: Wir mixen nun zum Wert „Freiheit“ den Charakterzug „Ungeduld“ hinzu! Dann können wir davon ausgehen, dass das Stresserleben verstärkt wird.

Und falls auch noch Perfektionismus dazu kommt – hui, dann wird´s wild!

Auch hier halten wir also fest: Der Charakter, die Persönlichkeit kann durchaus zu einer Stressverstärkung beitragen.

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Also, was tun bei Stress und Krisen?

Wir haben heutzutage eine schier unendlich große Range an Möglichkeiten, uns selbst Stress zu machen und auszuleben. Und krisenbehaftete Situationen im Außen schütten zusätzlich Öl ins Feuer.

Das einzige, was wir tun können, ist: Die Situation im Außen annehmen und auf dieser Grundlage handeln. Ja, manchmal heißt das auch: aushalten, Geduld haben. Wir können unsere Werte und unseren Charakter nicht abschalten. Was wir lernen und immer wieder üben können, ist Abstand und eine wertfreie Betrachtung alles Wahrnehmbaren.

Im Yoga sagt man in diesem Zusammenhang „leidenschaftsloses“ Gewahrsein. Dies versteh bitte im wortwörtlichen Sinne. Die Wahrnehmung möge dir kein Leid verschaffen. Es geht nicht darum, dass du gefühlskalt und mit einer „Ist mir doch egal“-Haltung durch dein Leben gehst.

Klingt ganz nach Achtsamkeit, oder? Korrekt! Also: Sei achtsam. Wie gesagt: Die aktuelle Zeit ist eine riesige Achtsamkeitsübung für viele von uns. Nutze sie.

Und was auch richtig gut funktioniert, ist der Kontakt zu den inneren Anteilen. Ja, da sind die kritischen Stimmen. Aber es exisitieren eben nicht nur diese. Du kannst auch deinen Mitgefühls-Anteil aktivieren zu deinen Gunsten. Es lohnt sich, Mitgefühl für sich selbst zu entwickeln. In der Einzelarbeit mit PatientInnen und KlientInnen ist dies oft ein intensiver Prozess. Häufig wird dann sogar ganz kreativ zu Papier und bunten Stiften gegriffen, um den Mitgefühls-Anteil zu visualisieren. Probier´s selbst mal aus.

Somit fühl dich eingeladen, wie ein Detektiv bei dir genau zu beobachten, was Stress auslöst, was Stress verstärkt und wie du mit Krisen umgehst, die zum Stresserleben zusätzlich beitragen. Es gibt hierbei nicht den einen perfekten Weg. Jede Person ist anders und es ist wichtig für sich herauszufinden, was passt bei der Stressbewältigung und wie du am besten mit Krisen umgehst.

Also: Werde ForscherIn und dein Forschungsobjekt bist du selbst.

 

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